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Transnuklear endgültig dicht

■ Im Gefolge der NUKEM–Selbststillegung wird auch die Top–Skandalfirma Transnuklear aufgelöst / AKW–Betreiber sollen selbst „entsorgen“ / Übernimmt Siemens die Hanauer Restfirmen ALKEM und RBU?

Von Klaus–Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Die von der neuen Geschäftsführung der Hanauer Brennelementefabrik verkündete endgültige Stillegung der Atomanlage NUKEM (alt) hat auch die Auflösung der Skandalfirma Transnuklear zur Folge. Für die im Zuge der Schmiergeldaffäre durch die Aufsichtsbehörden ohnehin „vorübergehend stillgelegte“ Atom–Transportfirma gebe es „in Hessen keine Zukunft mehr“, meinte der Wiesbadener Umwelt– und Reaktorsicherheitsminister Karlheinz Weimar (CDU) am Wochenende. Nach Auffassung des Ministers haben die AKW–Betreibergesellschaften demnächst ihre Kraftwerke selbst zu entsorgen. Im Gespräch sei auch die Übernahme der bislang von der Transnuklear durchgeführten Atom–Transporte durch eine neue Gesellschaft. Nach noch unbestätigten Meldungen sollen die Tochterfirmen der NUKEM - die Plutoniumfabrik ALKEM und die Brennelementefabrik RBU - komplett vom Siemens–Konzern übernommen werden. Entsprechende Überlegungen der Entflechtungs– Euphoriker im Wiesbadener Umweltministerium waren am Wochenende in Wiesbaden durchgesickert. Von der endgültigen Schließung von NUKEM (alt) sind nach Angaben der Firma 250 Arbeitsplätze betroffen. Zwar könnten 80 MitarbeiterInnen in den anderen Atomfirmen unterkommen und 60 weitere mit der Abwicklung der Stillegungsmodalitäten bis Ende 1988 beschäftigt werden. Doch für die restlichen 110 MitarbeiterInnen müßten Beschäftigungsmöglichkeiten in „Nachbarbetrieben“ gefunden werden. An der starren Haltung der SPD in der Frage der Arbeitsplätze bei der NUKEM war im Februar 1987 die rot–grüne Koalition gescheitert. Ministerpräsident Börner hatte seinerzeit eine „Bestandsgarantie“ für alle Hanauer Fabriken abgegeben. Heute hält die SPD die Schließung von NUKEM (alt) und Transnuklear für eine „unternehmenspolitische Retusche“, da die CDU/FDP–Landesregierung ihren verhängnisvollen Atomkurs weiterzusteuern gedenke.

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