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Nervöser Tanzbär

■ Hing die Kohl–Koalition am seidenen Faden?

Die CDU ist begeistert. Endlich haut ihr Vormann mal auf den Tisch, endlich werden die Quertreiber in CSU und FDP mal in ihre Schranken verwiesen, endlich kommt Kohl mal aus dem Sessel und scheinbar in die Offensive. Nachdem die Auguren gestern noch die Koalition am seidenen Faden sahen, entdecken sie heute bereits die neue Dynamik. Denn Kohl, so streut sein Sprecher, werde nun, einmal um seine Lethargie gebracht, auch die anderen strittigen Projekte durchpeitschen. Zumindest eins muß man den CDU–Akteuren lassen: Mit der Koalitionskrachinszenierung ist es ihnen in letzter Minute gelungen, von der eigentlichen, katastrophalen Misere abzulenken - der Steuerreform selbst. Nach eigener Einschätzung der Kohl–Regierung stellt die Steuerreform das mit Abstand wichtigste Projekt dieser Legislaturperiode dar. Und sie ist zu ihrem größten Desaster geworden. Wohin man schaut, es gibt kaum jemanden, der diese Steuerreform will und sie für ökonomisch sinnvoll hält. Das wissen auch die Bonner Akteure und entsprechend dünn ist das Nervenkostüm. Nur so ist erklärbar, warum aus Marginalien plötzlich existenzielle Fragen werden. Das Nervenkostüm des CDU–Chefs ist abgewetzt. Was Kohl vor dem Fall bewahrt, ist die mangelnde politische Phantasie seiner Gegner. Machtpolitisch ist keine Alternative in Sicht. Jürgen Gottschlich

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