: UNO–Experten nach Iran
■ Untersuchung der Opfer des irakischen Giftgaseinsatzes in Halabja / Bagdad will „alle Mittel“ gegen den Kriegsgegner einsetzen / Kampfhandlungen an allen Fronten des Golfkriegs
Teheran/Bagdad (afp/rtr/ap) Während sich der Golfkrieg am Wochenende mit unverminderter Heftigkeit auf alle Fronten erstreckte, werden am heutigen Montag zwei UNO–Experten im Iran eintreffen, um die Berichte über irakische Giftgasangriffe zu untersuchen. Die Führung in Bagdad hat unterdessen am Samstag jedwede internationale Verurteilung des C–Waffen–Angriffs in der Kurdenstadt Halabja im Norden des Landes zurückgewiesen und ihr Recht bekräftigt, „auf alle Mittel zurückzugreifen, um die iranische Invasion auzuhalten“. Iranischen Angaben zufolge hat die irakische Luftwaffe bereits am Donnerstag einen weiteren Giftgaseinsatz gegen die Stadt Marivan im Westen des Iran geflogen. Zwei nahegelegene Ortschaften waren bereits vor drei Tagen Ziel gegnerischer C–Waffen– Angriffe. In einem Teheraner Kranken haus starben am Samstag vier irakische Kurden aus Halabja, darunter zwei Kinder, an Hautverletzungen und Verätzungen der Luftwege. Die UNO–Experten wollen in Teheran Opfer der Gasangriffe untersuchen. Die von Iran kürzlich eroberten Gebiete um Halabja im Nordirak wollen sie dagegen ohne eine Genehmigung der irakischen Regierung nicht aufsuchen. Der Iran hatte seit dem Angriff auf Halabja, bei dem es 5.000 Tote gegeben haben soll, die Entsendung einer UNO–Komission gefordert. Die Ankündigung aus New York, Experten zu entsenden, erfolgte jedoch erst, nachdem Generalsekretär Javier Perez de Cuellar die beiden Kriegsparteien zu Zusagen über separate Friedensgespräche in der nächsten Woche bewegen konnte. Ungeachtet dieser diplomatischen Bemühungen setzten Iran und Irak ihre Kampfhandlungen im Städte– und Tankerkrieg sowie entlang des nördlichen Frontabschnitts fort. Irak hat nach eigenen Angaben am Sonntagmorgen je zwei Raketen auf Teheran und Isfahan abgeschossen. Der iranische Rundfunk sprach von einer „gewissen Anzahl“ Toter und Verletzter in beiden Städte. Zuvor hatte Iran zwei Raketen auf Bagdad abgeschossen. Die iranische Artillerie nahm in der Nacht zum Sonntag auch Basra und acht weitere Grenzstädte unter Feuer. Gleichzeitig meldete Teheran eine neue Offensive im kurdischen Nordosten des Irak. Iranische „Revolutionswächter“ hätten neun Dörfer erobert und kontrollierten jetzt einige Anhöhen entlang des Darbandikhan– Sees, dessen Staudamm einen Teil der Stromversorgung Bagdads sicherstellt. 6.500 irakische Soldaten seien getötet oder verwundet, mehrere Hundert gefangengenommen worden, berichtete Radio Teheran.
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