: Israel rüstet sich zum „Tag des Bodens“
■ Jerusalem will besetzte Gebiete am 30. März für die Presse sperren / Mobilmachung für 4.000 Polizisten und Reservisten / Palästinenser planen Generalstreik und Demonstrationen / Hunderte von Festnahmen im Vorfeld des palästinensischen Gedenk– und Protesttages
Jerusalem (rtr/taz) - Israel erwägt, die besetzten Gebiete am kommenden Mittwoch für die Presse zu sperren. Der am 30. März begangene „Tag des Bodens“ sei traditionell ein Anlaß für Palästinenser–Proteste, die man nicht durch die Präsenz von Reportern und Kameras weiter anheizen wolle, hieß es am Montag zur Begründung in Sicherheitskreisen in Jerusalem. 4.000 Poli zisten sollen am Mittwoch vorsorglich in Israel mobil gemacht und Reservisten an verschiedenen Stellen des Landes zusammengezogen werden, von wosie mit Hubschraubern zu ihren Einsatzorten geflogen werden können. Am 30. März 1976 hatten israelische Sicherheitskräfte sechs Palästinenser getötet, die gegen die Beschlagnahme von Land durch die Regierung demonstriert hatten. Seither hat es in jedem Jahr Proteste gegeben, an denen stets auch arabische Bürger Israels teilnahmen. Vor dem Hintergrund des palästinensischen Aufstands in den besetzten Gebieten ist auch in diesem Jahr mit Streiks und Demonstrationen auf beiden Seiten der „grünen Linie“, Israels Grenze vor den Eroberungen im Krieg von 1967, zu rechnen. Die Dachorganisation der Araber Israels hat zu einem Generalstreik aufgerufen. Sie wird von Gruppierungen wie der „Progressiven Friedensliste“, der „Söhne des Bodens“ und der von der Kommunistischen Partei geführten „Demokratischen Front“ unterstützt. Nimr Hussein, Bürgermeister von Shfaram und Vorsitzender eines Gremiums arabischer Gemeinderäte in Israel, kündigte an, die Aktionen würden friedlich, ordentlich und im gesetzlichen Rahmen verlaufen. Gleichzeitig appellierte er an die israelischen Sicherheitskräfte, arabische Ortschaften zu meiden. Der Streik richtet sich auch gegen Diskriminierung und anhaltende Landenteignungen. Außerdem soll er die Palästinenser in den besetzten Gebieten der Solidarität ihrer Brüder und Schwestern in Israel versichern. Die „PLO–Vereinigte Nationale Führung des Aufstands“ hat für den 30. März ebenfalls zu einem Generalstreik und großen Demonstrationen in der Westbank und dem Gaza–Streifen aufgerufen. Im Vorfeld des Aktionstages nahmen die israelischen Sicherheitskräfte zahlreiche Palästinenser aus den besetzten Gebieten und Nordisrael fest. Nach israelischen Angaben befinden sich jetzt 500 Palästinenser in administrativer Haft. Die Zahl der in den letzten beiden Wochen Festgenommenen wird auf Tausende geschätzt. Da zu den Inhaftierten zahlreiche Anwälte, Gewerkschafter, Journalisten und Studentenführer und Mitglieder der kürzlich verbotenen Jugendorganisation „Shabiba“ zählen, ist zu vermuten, daß die israelischen Behörden potentielle politische Führer der Bewegung aus dem Verkehr ziehen wollen.
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