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Q U E R S P A L T E Von Vanunu lernen

■ Zu Rebmanns Jagd auf KGB–Agenten

Rebmann will uns mit einem gewaltigen Schlag aus dem Spionagenetz des KGB befreit haben. Seine Message: Ohne Geheimdienst und seinen Bundesanwalt wären wir ganz schön schlimm dran. Aber stimmt das? Der Ex–Chef des Verfassungsschutzes, Hellenbroich, meinte in der NDR–Talk–Show zu der Spioniererei in Bonner Ministerien, was Langzeitspione und Sekretärinnen verraten könnten, hätte meist schon in der Zeitung gestanden. Aber der Osten glaube Berichten westlicher Medien erst, wenn die durch Erkenntnisse seiner Spione bestätigt seien. Gegen Spione aufgrund östlichen Mißtrauens gegenüber westlichen Veröffentlichungen kann doch niemand etwas haben. Und die Industriespionage? Im Interesse der Bevölkerung drüben wünscht man manchmal, sie wäre effektiver gewesen. Trotz aller östlicher Industriespionage sitzen die Konkurrenten bundesdeutscher Firmen nicht in der DDR oder SU, sondern in Japan, USA und Korea. Aber die Militärspionage! Nun kennt das KGB also Einzelheiten über das Triebwerk unseres teueren Tornados. Na und. Die Migs flogen auch vorher schon genauso schnell, und der Tornado fliegt weiter. Leider. Spionage verursacht und verhindert keine Kriege. Aber Offenheit erschwert das Anzetteln von Kriegen. Spione, die gefährliche Geheimnisse veröfentlichen, wie Vanunu, verdienen den Friedensnobelpreis. Schützen wir Bonner Geheimnisträger und unsere persönlichen Geheimnisse vor dem neuen Schnüffeln zurück bis in die früheste Kindheit. Beginnen wir mit der Abschaffung des Geheimdienstes von Rebmann und Co. Plazieren wir unseren Vanunu ins bundesdeutsche Atombombenprojekt. Ch. Ströbele

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