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Nun behauptet Irak iranischen Giftgaseinsatz

■ Auch der Iran habe in der Region Halabja C–Waffen eingesetzt und 88 Soldaten verletzt / Iran: Iraker Opfer ihres eigenen Giftgases Kurdenführer Talabani spricht von neuem Massaker: 400 Überlebende des Giftgas–Einsatzes von Halabja seien erschossen worden

Bagdad (afp/rtr/dpa) - Nachdem der Irak weltweit wegen eines Giftgaseinsatzes in der Kurdenstadt Halabja angeprangert wurde, hat nun die Führung in Bagdad dem Kriegsgegner ihrerseits den Einsatz von Chemiewaffen in der gleichen Region vorgeworfen. Nach einer Meldung der staatlichen Nachrichtenagentur INA wird der Iran beschuldigt, am Mittwoch und Donnerstag voriger Woche irakische Truppen bei Halabja mit Giftgas angegriffen und dabei 88 Soldaten verletzt zu haben. Außenminister Tarek Aziz habe UNO–Generalsekretär Perez de Cuellar aufgefordert, eine Delegation nach Bagdad zu schicken, um die Opfer zu untersuchen. Genauere Angaben über den Ort des Einsatzes und die Art des Giftgases wurden nicht gemacht. Der Iran hat diese Darstellung am Dienstag entschieden zurückgewiesen. Ein Sprecher des iranischen Kriegsinformationsbüros erklärte, Bagdad versuche mit seiner Behauptung der internationalen Verurteilung des irakischen Einsatzes von Kampfgasen gegen Kurden des Irak und iranische Truppen entgegenzuwirken. Der Irak habe sehr wahrscheinlich versehentlich Giftgas gegen seine eigenen Streitkräfte eingesetzt, die in der Nähe iranischer Truppen stationiert seien. Der Irak habe schon in der Vergangenheit zufällig die eigenen Truppen bombardiert und dabei mehrere Soldaten getötet. Unterdessen hat der irakische Kurdenführer Jalal Talabani den irakischen Streitkräften am Montag vorgeworfen, am Samstag 400 kurdische Frauen und Kinder nahe der nordirakischen Stadt Suleimaniyeh kaltblütig massakriert zu haben. Ein Sprecher der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) erklärte, die im März bei einem Chemiewaffenangriff der Iraker verletzten Frauen und Kinder hät ten versucht, nach Suleimaniyeh zu gelangen, um sich behandeln zu lassen. Die Iraker hätten die Gruppe festgenommen und später durch ein Erschießungskommando „hingerichtet, um alle Spuren ihres Verbrechens zu beseitigen“. Ein irakischer Regierungssprecher kritisierte die „Gesellschaft für bedrohte Völker“ in Göttingen, weil sie Behauptungen iranischen Ursprungs über Iraks angeblichen Giftgaseinsatz gegen kurdische Zivilisten in Umlauf gebracht habe. Am Montag hatte die Gesellschaft auch über das von der PUK gemeldete Massaker berichtet. Im Städtekrieg meldete der Irak am Dienstag den Abschuß von Raketen auf Teheran, Qom und Isfahan. Wenige Stunden zuvor waren nach iranischen Angaben bei einem irakischen Raketenangriff auf Qom 15 Menschen getötet worden. Meldungen aus Bagdad zufolge standen die südirakische Hafenstadt Basra und die Ortschaft Al Zobyr unter stundenlangem Artilleriebeschuß.

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