piwik no script img

Schwule fordern „freies Fluten“

■ Proteste gegen britisches Anti–Homosexuellen–Gesetz: Never Going Underground / Schwulen– und Frauenorganisationen, Aids–Hilfe und Alternative Liste rufen zu Aktionen auf

Berlin (taz) - Gegen das neue britische Anti–Homosexuellen–Gesetz „Clause 28“ kam es am Freitag nachmittag auch in mehreren Städten der Bundesrepublik zu Aktionen der Schwulen– und Lesbenbewegung. Es war seit Jahren das massierteste Auftreten von Lesben und Schwulen außerhalb der jährlichen Gay–Pride–Aktivitäten, dem traditionellen Aktionstag der Bewegung. In Berlin demonstrierten rund 1.200 Personen unter dem Motto der britischen Homosexuellen „Never Going Underground“. Aufgerufen hatten verschiedene Schwulen– und Frauenorganisationen sowie Pro Familia, die Aids–Hilfen und die Alternative Liste. Autonome Schwule forderten: „Freies Fluten in warmen Gewässern.“ Auf der Abschlußkundgebung an der Gedächtniskirche trat unter anderem der Liedermachzer Stefan Krawczyk auf. Bernadette Baker von einem lesbischen Mütterprojekt in London wies auf die ersten Konsequenzen des neuen Gesetzes hin. So mußte das Lesben– und Schwulenzentrum der britischen Hauptstadt schließen, weil ihm die Gelder entzogen wurden. Den gesamten Freitag hatte eine Gruppe von 30 Lesben und Schwulen eine Mahnwache vor dem britischen Konsulat in Berlin abgehalten. Am Nachmittag übergab eine Delegation dem Konsul einen Protestbrief. In Hamburg hatten die Schwulengruppen zu einer „Gartenparty“ vor dem Konsulat aufgerufen, und 150 kamen. In Bonn übergab Grünen–MdB Jutta Osterle–Schwerin eine Protestnote ihrer Fraktion an die Botschaft. Kleinere Aktionen fanden vor den Konsulaten in Stuttgart und München statt. Vor dem „British Council“ in Köln kam es zu einer Performance gegen Maggie Thatcher. Clause 28 tritt Ende Mai in Kraft und verbietet den britischen Kommunalverwaltungen, schwule und lesbische Projekte zu fördern, Homosexualität in den Schulen gleichberechtigt darzustellen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen