: Neue Modelle für Rheinhausen
■ Neues Gutachten nimmt Krupp–Vorstandszahlen auseinander / Das Stahlwerk „manipuliert mit falschen Zahlen“ / Streik der Rheinhausen–Arbeiter geht weiter
Aus Düsseldorf Walter Jakobs
Nach Angaben des Stahlexperten und früheren Aufsichtsratsmitglieds der Krupp–Stahl AG, Werner Rosch, hat der Vorstand der Krupp–Stahl AG offenbar die Rheinhausener Krupp–Hütte mit falschen Zahlen bewußt kaputtgerechnet. Eine betriebswirtschaftlich profitable Produktion sei in Rheinhausen - je nach Modell - mit einer Belegschaft von 2.600 bis 4.200 Mitarbeitern zu gewährleisten. Der Standort könne nicht nur erhalten werden, „sondern die vollständige Stillegung des Standortes Rheinhausen wäre eine unternehmerische Fehlentscheidung“. So lautet die zentrale Aussage eines 68seitigen Gutachtens der Düsseldorfer Stahl Consulting GMBH, das gestern in Düsseldorf der Presse vorgestellt wurde. Der Autor der Studie, Dr. Ing. Werner Resch, war von 1984–1986 Mitglied im Aufsichtsrat der Krupp–Stahl AG und von 1970 bis 1977 Direktor aller Stahlwerke der „Stahlwerke Peine–Salzgitter“, hatte außerdem mehrere Funktionen im „Verein Deutsche Eisenhütten–Leute“ und wirkte acht Jahre als Lehrbeauftragter an der TU Clausthal– Zellerfeld. 1985 fand unter seiner Leitung im Auftrag des Krupp– Vorstandes eine umfassende Ra tionalisierungsuntersuchung statt. Einen kompetenteren Kronzeugen könnte der Rheinhausener Betriebsrat sich nicht wünschen. Resch sitzt in U–Haft. Ihm wird vorgeworfen, sich auf Kosten der Krupp–Stahl AG bereichert zu haben. Die Vorwürfe stehen in Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen den früheren Krupp– Stahl Chef Dr. Gödde, dem Vorgänger von Cromme, der ebenfalls in U–Haft sitzt und dem dunkle Geschäfte zu Lasten des Konzerns vorgeworfen werden. Resch hatte zur Vorstellung des Gutachtens keinen Hafturlaub bekommen. Für ihn war sein Anwalt Horst Günter Seib anwesend. Als einen der Hauptgründe für die Schwierigkeiten der Krupp–Stahl AG nennt Resch in dem Gutachten den hohen Verwaltungsaufwand. „Der liegt bei Krupp– Stahl etwa doppelt so hoch wie bei allen konkurrierenden Werken in der Bundesrepublik“. Für das gesamte Werk Rheinhausen liege hier die Belastung bei 165 Millionen DM/Jahr. Technisch nehme Rheinhausen eine „Spitzenstellung in Europa ein“. Resch stellt für Rheinhausen drei Alternativen vor. Modell I geht von einem Auslaufen der Profilstahlerzeugung aus. Fortsetzung auf Seite 2 Siehe auch Dokumentation auf Seite 5
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