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Pakistan–Bombe: USA warnten

■ Bonner Regierung wurde Mitte der siebziger Jahre von der US–Regierung vor Nuklear–Lieferungen westdeutscher Firmen nach Pakistan gewarnt

Aus Bonn Charlotte Wiedemann

Die Bundesregierung ist von der US–Regierung bereits in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre darauf aufmerksam gemacht worden, daß westdeutsche Firmen sensibles Nuklear–Material an Pakistan liefern könnten. Dies bekannte gestern Reinhard Loosch, Ministerialdirigent im Forschungsministerium und gleichzeitig ein hoher Beamter der Atombehörde IAEO, vor dem Bonner Atom–Untersuchungsausschuß. Loosch konnte oder wollte sich an den genauen Zeitpunkt nicht erinnern, meinte aber, es sei vermutlich in der Amtszeit von Forschungsminister Hauff (SPD) gewesen. Die US–Vertreter hätten Bonn darauf aufmerksam gemacht, daß Pakistan kurz vor dem Bau einer eigenen Atombombe stünde, und gemahnt: „Paßt auf Firmen bei euch auf, die dafür etwas liefern könn ten.“ Insbesondere sei es darum gegangen, so Loosch, daß deutsche Firmen keine Materialien oder Teile für Nuklearanlagen lieferten, die für den Bau einer Atombombe eingesetzt werden können. Obwohl die Bundesregierung also spätestens ab diesem Zeitpunkt um die Brisanz von Lieferungen nach Pakistan wußte, konnte das Freiburger Ingenieurbüro Kalthof bis zu Beginn der 80er Jahre etliche LKW– Karawanen über deutsche Grenzen bringen: In ganz Europa zusammengekauftes Material für den Bau einer pakistanischen Uranhexafluorid–Anlage, Prozeßmedium für die Urananreicherung. Kalthof– Inhaber Migule wurde dafür 1985 wegen Verstosses gegen das Außenwirtschaftsgesetz zu läppischen acht Monaten auf Bewährung verurteilt. Auch die Kölner Firma Leybold–Heraeus gehörte schon vor zehn Jahren nach Angaben Looschs „zu der Handvoll Firmen“, die als Zentrifugen– Hersteller die Besorgnis der USA ausgelöst hatten. Leybold–Heraeus (Inhaber seit 1987 Degussa, Lieferant für Alkem und Nukem) steht im Verdacht, in der Folgezeit Urananreicherungs–Technik über die Schweiz nach Pakistan verschoben zu haben. Pakistanische Wissenschaftler konnten sich weiter Kenntnisse in westdeutschen Anlagen verschaffen: Fortsetzung auf Seite 2 Im Rahmen des Abkommens über wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen dem Kernforschungszentrum Karlsruhe und Pakistan gingen innerhalb von 15 Jahren „50 bis 80“ Pakistanis, so Loosch, in hiesigen Nuklearanlagen ein und aus. Im Forschungsministerium will man auch nach der US–Ermahnung illegale Lieferungen westdeutscher Firmen an Pakistan nicht für möglich gehalten haben; nur die offiziellen Export–Anträge seien „besonders sorgfältig geprüft“ worden.

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