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„Schluß mit Gardinenpredigt“

■ Gorbatschow platzte der Kragen / Shultz: „Differenzen, aber auch Erfolge“

Tiflis/Kiew (ap) - US–Außenminister George Shultz hat zum Ende seines Besuchs in der Sowjetunion eingeräumt, daß es zahlreiche Differenzen mit Parteichef Michail Gorbatschow gebe. Shultz, der am Donnerstag und Freitag in Moskau mit Außenminister Schewardnadse und Gorbatschow konferiert und am Samstag die ukrainische Hauptstadt Kiew besucht hatte, hielt sich am Sonntag in Tiflis auf. Am Montag will er in Brüssel die NATO–Verbündeten über die Gespräche informieren, die er in Kiew so beschrieb: „Wir haben ebenso massenhaft Differenzen wie massenhaft Erfolge.“ Auf dem Flug von Kiew nach Tiflis versuchten er und Mitarbeiter, Journalisten zu überzeugen, daß die von Gorbatschow am Freitag geäußerte Kritik an der US–Regierung keine neue Belastung der beiderseitigen Beziehungen darstelle. Laut TASS beschwerte sich Gorbatschow in dem Gespräch mit Shultz über die „Gardinenpredigten“ Reagans und vertrat die Ansicht, eine Erneuerung der beider seitigen Beziehungen sei dringend erforderlich. Gorbatschow klagte, trotz einer Besserung im beiderseitigen Verhältnis würden „erneut Tiraden gegen uns losgelassen, und es wird uns gesagt, wie wir uns betragen sollen“. Der Sprecher des Außenministeriums, Charles Redman, kündigte an, daß Shultz und Schewardnadse am 11. und 12.Mai in Genf erneut zusammentreffen würden, um das für 29.Mai bis 2.Juni in Moskau geplante vierte Gipfeltreffen von Präsident Ronald Reagan und Gorbatschow vorzubreiten. Shultz Gespräche in Moskau haben nach beiderseitiger Beurteilung gezeigt, daß das angestrebte Abkommen über die Halbierung der Bestände an strategischen Kernwaffen bis zu dem Gipfel möglicherweise noch nicht unterschriftsreif sein wird.

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