: Arbeit und Schwefel
■ Der Remmers–Bonus für Buschhaus
Vorschriften hin, Grenzwerte her: Buschhaus und das Nachbarkraftwerk Offleben dürfen 5.000 Tonnen Gift zusätzlich durch den Schornstein blasen. Der Streit zwischen ökologischen Forderungen und rechtlichen Vorschriften einerseits und den wirtschaftlichen Interessen der Betreiber andererseits ist von Remmers mit einer moraltriefenden Erklärung beendet worden. Entweder wird ein neuer Gift–Bonus für Buschhaus genehmigt, oder den braven Kumpels im Braunkohlebergbau (“und ihren Familien“) drohen Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Verelendung. Wer mag da noch länger zurückstehen und die Massen in die soziale Vernichtung treiben nur wegen der ökologisch reinen Lehre? Nun könnte man die Remmersche Moral–Soße mit umgekehrten Vorzeichen neu aufrühren und ihm die Folgen der Luftverschmutzung für Asthmatiker, Allergiker, Alte, Kranke, Pseudo–Krupp–Kinder (“und ihren Familien“) und für den morbiden Wald entgegenhalten, doch darum allein geht es nicht. Es geht um die skandalöse Kontinuität dieses Kraftwerks: Geplant ohne Entschwefelungsanlage mit nicht erlaubtem Brennstoff (extrem schwefelhaltige Salzbraunkohle), Filz von Betreibern und Genehmigungsbehörde bis hin zum geplanten Gift–Output, der um Dimensionen jenseits aller rechtlichen Vorschriften lag. Es ist die ungebrochene politische Linie, die mit den Arbeitsplätzen als Prellbock alles wegräumt, was sich an Gesetzen und ökologischer Vernunft in den Weg stellt. Die Argumente der Betriebsräte hätten ihn stark beeindruckt, flötet Remmers. Und was ist mit den Argumenten der Betreiber, die durch die gedrosselten Kapazitäten einfach weniger verdienen? Remmers kuscht und genehmigt einen neuen Gift–Bonus - unter dem Applaus der Gewerkschaften. Manfred Kriener
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