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Die Pampelmusen–Affaire

■ Das „Gift“ war nur blauer Farbstoff Methylen / Versuchsmäuse an Fasern erstickt?

Aus Rom Werner Raith

In gewaltigem, allerdings auch befreiendem Gelächter geht derzeit ausgerechnet die erste wirklich straff organisierte und gelungene Gift–Alarm–Aktion des italienischen Gesundheitsministeriums unter: Die mit einer bläulichen Substanz im Inneren entdeckten Pampelmusen eines römischen Supermarktes sollen nichts als ein wenig völlig ungefährlichen Farbstoff Methylen enthalten. Wie er in die israelischen Jaffa–Grapefruits hineinkam, ist noch immer ungeklärt; ungeklärt ist aber auch, warum drei arme Versuchsmäuse an dem daraus gepreßten Saft starben - und warum die Chemiker des Gesundheitsministeriums auch zwei Tage nach Entdeckung des verdächtigen Obstes noch nicht herausgefunden hatten, was eigentlich drinsteckt. Für den Mäusetod geben die Schildbürger im Amt mittlerweile die Version aus, daß die Viecher an Grapefruit–Fasern erstickt sein könnten - was ein ausgezeichnetes Licht auf die Sorgfalt der Wissenschaftler wirft. Hunderttausende im ganzen Land beschlagnahmter Kisten von Pampelmusen stapeln sich nun in den Polizeirevieren und faulen langsam vor sich hin; keiner weiß, was damit geschehen soll. Daß der oder die Personen mit der Farbstoff–Injektion Schaden angerichtet und insofern wohl auch ihr - noch immer unklares - Ziel erreicht haben, ist nicht zu leugnen. Sie haben aber einen Nebeneffekt erzielt, der viel weitreichender sein dürfte: Das eben gewachsene Vertrauen in die Vorsorge und die schnelle Reaktion der Behörden ist mit der Unfähigkeit derselben zur Analyse des beunruhigenden Stoffes völlig in sich zusammengebrochen. Die Gefahr ist groß, daß künftig ähnlich rapide Aktionen des Ministeriums auch bei echter Gefahr nicht oder nur schleppend befolgt werden, weil man sich an das überflüssige Grapefruit–Spektakel erinnert.

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