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Anzeige gegen Badekönig

■ Grüne beschuldigen Pfortzheimer Unternehmer des Kapitalanlagebetruges in Bochum / Strafanzeige soll Bauwut stoppen / „Aquadrom“ kostete 54 Millionen Mark

Aus Bochum Anne Weber

Die Grünen haben bei der Staatsanwaltschaft Bochum einen Antrag auf Strafanzeige gegen den Pforzheimer Unternehmer, Immobilienkaufmann und Bankier Heinz Steinhart gestellt. Sie verdächtigen ihn des Kapitalanlagebetrugs und hoffen durch die Strafanzeige „seine Bauwut in Bochum stoppen zu können“. Steinhart hatte sich im vergangenen Jahr bei den Politikern der Stadt Bochum durch einen Investitionsvorschlag beliebt gemacht. Er plante ein riesiges Freizeitbad. Die Stadt verkaufte ihm Bauland zu einem günstigen Preis, weil ihr das Projekt eine Art Rechtfertigung für die in Bochum vorgesehene Schließung von drei unren tablen Stadtbädern liefert. Steinhart,gilt bei den städtischen Politikern als erfahrener Unternehmer. Seit Ende der siebziger Jahre betreibt er in Bad Urach ein „Aquadrom“, ein gigantisches und exclusives Freizeitbad. Derzeit verhandelt die Stadt mit ihm bereits über ein weiteres „Spaßbad“, das in einem Naherholungsbereich Bochums entstehen soll und den Bau eines Hotels. Für das Aquadrom, sein erstes Projekt in Bochum, das Ende diese Monats eröffnet wird, benötigte Steinhart 54 Millionen Mark. Er investierte kein Eigenkapital sondern gründete eine Gesellschaft und warb um ImmobilienkäuferInnen. 1987 pries er in einem Prospekt das Freizeitbad als sichere Kapitalanlage an und stellte das Aquadrom in Bad Urach beispielhaft als gewinnbringendes Unternehmen dar. Diese Art der Anwerbung ist Gegenstand der Grünen Kritik: Nach Paragraph 264a des Strafgesetzbuch ist es strafbar, „in Prospekten unrichtige Angaben“ zu machen und „nachteilige Tatsachen zu verschweigen“,um KäuferInnen für ein Projekt zu gewinnen. Die Grünen erläutern ihren Antrag auf Strafanzeige: Steinharts Werbeprospekt ließe unerwähnt, daß die Freizeitbadanlage in Urach seit Jahren ein betriebswirtschaftliches Verlustgeschät sei und keine Rendite erwirtschafte. Die Ausweisung des Aquadroms in Bochum als sichere Kapitalanlage sei falsch,da sich bereits in Urach das vergleichbare Objekt als Investitionsruine herausgestellt habe.

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