piwik no script img

Das Material des Stern ist dünn

■ Zu dem Verdacht, der MAD habe Johannes Rau bespitzelt, erwartet das NRW–Innenministerium von Bonn „verbindliche Aufklärung“ / Chefredakteur Bremer will nur „die Geschichte eines Verdachts“ gedruckt haben

Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Dem NRW–Innenministerium liegen „keine konkreten Erkenntnisse“ über eine Bespitzelung von Ministerpräsident Rau, Innenminister Schnoor und Wissenschaftsministerin Brunn durch den Militärischen Abschirmdienst (MAD) vor. Das Ministe rium, das den in der nächsten Ausgabe des Stern geäußerten Verdacht seit Januar kennt, erwartet nun von den zuständigen Bonner Stellen „verbindliche Aufklärung“. Laut Stern sei auch Engholm monatelang vom MAD observiert worden. Gestern beschäftigte sich in Bonn die für die Kontrolle der Geheimdienste zu ständige parlamentarische Kontrollkommission mit den Vorwürfen. Eine Stellungnahme war bis Redaktionsschluß nicht zu bekommen. Ebenfalls gestern stellte der im Verteidigungsministerium für die Geheimdienste zuständige Staatssekretär Pfahls (CSU) Strafanzeige gegen den Stern. Der Zeitschrift zufolge soll Pfahls mit dem MAD–Chef Schwenke „übereingekommen“ sein, die Registraturen aller an der Operation beteiligten MAD–Dienststellen „zu bereinigen“ und „weder der Presse noch der ermittelnden Staatsanwaltschaft irgendwelche sachbezogenen Hinweise zu geben“. Schriftliche Dokumente bietet der Stern allerdings nicht auf. Deutlich wird lediglich, daß die beiden - im letzten Jahr von ihrer Tätigkeit entbundenen - langjährigen Düsseldorfer MAD– Mitarbeiter, Kapitänleutnant Norbert Haake und Hauptbootsmann Rainer W. Lehmann, die laut Stern an der Operation beteiligt waren, intensiv mit privaten Detekteien zusammengearbeitet haben. Genannt wird auch die Düsseldorfer Detektei Condor, die von dem ehemaligen Condor– Mitarbeiter Robert Böhm schon im letzten Jahr bezichtigt worden war, sie habe ihm den Auftrag zur Obeservierung von Björn Engholm erteilt. Diese Behauptungen von Böhm, über die der Spiegel berichtet hatte, haben sich als falsch herausgestellt. Gegenüber dem WDR räumte Heiner Bremer vom Stern ein, lediglich die „Geschichte eines ungeheuerlichen Verdachts“ erzählt zu haben. Er könne „am Ende nur durch die Staatsanwaltschaft oder durch einen Untersuchungsausschuß“ aufgeklärt werden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen