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Rheinhausen beerdigt

■ Mit 11:10 Stimmen gab der Krupp–Aufsichtsrat dem Werk den Todesstoß / Nur noch 700 Arbeitsplätze bleiben vorgesehen

Aus Bochum Walter Jakobs

Das Ende der Krupp–Hütte in Rheinhausen ist besiegelt. Mit elf gegen zehn Stimmen stimmte am Donnerstag der Aufsichtsrat der Krupp–Stahl AG dem unter „Moderation“ von Johannes Rau zustandegekommenen Verhandlungsergebnis endgültig zu. Sämtliche Arbeitnehmervertreter votierten dagegen. Betriebsratsvorsitzender Manfred Bruckschen sprach nach der Sitzung von „einem rabenschwarzen Tag.“ Der Kampf sei zwar verloren, aber „nicht umsonst“ gewesen. „Andere“, so Bruckschen weiter „werden sich an diesem Kampf orientieren“. Der Krupp–Stahl– Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Scheider, sagte nach der Entscheidung, es gebe „keine Sieger und Verlierer“. Daß der größte Teil der Belegschaft in Rheinhausen keine Zukunft finden wird, sagte Scheider nicht, es geht aber aus der Pressemitteilung der Krupp–Stahl AG hervor. Demnach werden von den derzeit noch 5.260 in Rheinhausen beschäftigten Kruppianern 2.150 in die neue Gesellschaft Krupp– Mannesmann zum Standort Huckingen wechseln, 700 werden weiter in Rheinhausen verbleiben. 200 sollen zu Thyssen gehen und 1.020 frühzeitig pensioniert werden. 290 sollen in anderen Unternehmen der Krupp–Stahl AG unterkommen, 380 hofft man über Abfindungen und Fluktuation loszuwerden und die restlichen 520 werden an andere Unternehmen, verschoben. Die Zahlen zeigen, daß die Vorstandsplanung den Weiterbetrieb eines Hochofens (damit wären etwa 1.600 Arbeitsplätze verbunden) über 1990 hinaus - gar nicht mehr vorsieht. Auf Fragen von Journalisten schloß Dr. Scheider den Weiterbetrieb zwar nicht gänzlich aus, ließ aber gleichzeitig erkennen, daß die Chancen dafür nahe Null sind.

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