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NICHTS DERGLEICHEN

■ Landschaftsfotografien

NICHTS DERGLEICHEN

Landschaftsfotografien

Die Galerie Berinson zeigt die erste große Einzelausstellung des 1984 gestorbenen Fotografen Alfred Ehrhardt. In den 20er Jahren lernte er am Bauhaus; in den 30er Jahren lehrte er in Hamburg und Dänemark: Es hieß, den Nationalsozialisten wäre seine Kunstauffassung zu modern gewesen.

Um welche Begriffe diese Auffassung aus dem Bauhaus-Umkreis konstruiert war, läßt sich schnell zusammenfassen: z.B. um „Ökonomie, Disziplin und Verantwortlichkeit in der Gesamtgestaltug“. Zweckmäßigkeit und Brauchbarkeit werden vom Produkt und beim Einsatz des Mediums gefordert. Am Licht (und nicht am Objekt) und der formalen Gestaltug orientieren sich die Arbeitsmaximen. „Das reinste fotografische Bild ist das Fotogramm.“ Das ist der begriffliche Kontext, in dem Ehrhardts Bilder entstanden.

Spuren davon lassen sich in den Fotos finden. Nur ist damit noch nichts über die Sache als Ganzes gesagt: Denn es ist keine Fotografie von Licht - dazu drängt sich die Materialität der Objekte zu stark auf; dazu sind die Kontraste zu schwach und vieles einfach zu grau. Von strenger Gestaltung einer Form oder Struktutr kann nicht die Rede sein: Tiefenunschärfen fransen die Flächigkeit durch einen nicht genau bestimmten Raum aus. Klar ist, das da ein Raum, also Objekte, eine Rolle spielen. Und beides ist gegeben durch Natur. Es handelt sich ja explizit um Landschaftsfotografie. Aber anläßich der Bilder kann man nicht von der Entwicklung einer Naturvorstellung sprechen die Idee der Serie, die die Fotos prägt, ist industrieller Natur.

Sprechen müßte man also von der Vermittlung eines bestimmten Gestaltungsprinzips. Und das hatte ich ja schon am Wickel: Und dessen Beschreibung ging so rein mit den Bildern nicht auf. Deswegen läßt sich auch nicht behaupten, diese Fotos realisieren ein gewisses technisch-formales Darstellungsideal.

Was bleibt, ist folgendes: Die Fotos sind nichts dergleichen. Mit Worten sind sie nicht zu fassen. Vielmehr läßt sich nicht mit Sicherheit sagen: Es gibt da eine Ausstellug mit Dingern, die hat vor 50 Jahren ein Alfred Ehrhardt gemacht. Darüber sollte man reden. Also hingehen und angucken.Mathias Pilotek

Alfred Ehrhardt, Landschaftsfotografien der 30er Jahre, bis zum 9.Juli in der Galerie Berinson, Giesebrechtstraße 3.

Die Zitate sind dem Buch „Gestaltungslehre“ von A. Ehrhardt entnommen.

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