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Greenpeace-Aktion abgebrochen

■ Umweltschützer ritt eine Stunde lang auf dem Säure-Rohr in Richtung Helgoland / Säuretanker Kronos stoppte erst auf Polizeibefehl / Gestern morgen 1.200 Tonnen Dünnsäure in die kranke Nordsee verklappt

Greenpeace-Aktion abgebrochen

Umweltschützer ritt eine Stunde lang auf dem Säure-Rohr in Richtung Helgoland / Säuretanker „Kronos“ stoppte erst auf

Polizeibefehl / Gestern morgen 1.200 Tonnen Dünnsäure in die kranke Nordsee verklappt

Aus Bremen Michael Weisfeld

Am Dienstag gegen Mitternacht war „die Lage geklärt“, wie die Bremerhavener Wasserschutzpolizei meldete. Der Greenpeace-Mann, der etwa eine Stunde lang festgeklammert am Heck des Säuretankers „Kronos“ in Richtung Helgoland mitgefahren war, hatte sich wieder in eins der Greenpeace -Schlauchboote zurückfallen lassen. In den frühen Morgenstunden des Mittwoch löschte das Schiff seine giftige Fracht in die See. Nur knapp zwei Tage hatten die Umweltschützer die Nordsee vor der Schwefelsäure aus dem Nordenhamer Kronos-Titan-Werk schützen können. Die Greenpeace-Gruppe kehrte gestern nach Hamburg zurück.

Am Dienstag kurz vor 14 Uhr war es der Wasserschutzpolizei gelungen, die Umweltschützer von ihrem Wachtposten am Heck der „Kronos“ zu verdrängen und die Ankerkette durchzutrennen, mit der Greenpeace am Montag morgen das Schiff an die Werkspier von Kronos-Titan gefesselt hatten. Um weitere Aktionen zu verhindern, setzte Bremen zwei Polizei-Schnellboote und Niedersachsen zwei Hubschrauber ein. Am Nachmittag wurden dann die Schläuche angeschlossen, und die verdünnte Schwefelsäure strömte in die Tanks der „Kronos“.

Erst nach Einbruch der Dunkelheit, gegen 22.30 Uhr, legte die „Kronos“ ab, ohne Positionsleuchten zu setzen. Deshalb kamen die Greenpeacer ziemlich spät von ihrer Position auf der Reede los und ihr Plan, sich mit ihren Schlauchbooten vor die „Kronos“ zu setzen und so ihre Fahrt zu stoppen, ging nicht auf. Ein Schlauchboot fuhr deshalb von hinten auf den Schrauben-Strudel der Kronos auf, und einer der Greenpeacer klammerte sich an einem der Winkeleisen fest, mit dem das Säure-Rohr am Heck der Kronos festgeschweißt ist.

Über Funk wurde von einem Schlauchboot aus versucht, Kontakt mit dem Kapitän der „Kronos“ aufzunehmen. Er wurde aufgefordert, die Fahrt zu unterbrechen, weil ein Mann in gefährlicher Lage sich ans Säurerohr klammerte. Doch die „Kronos“ antwortete nicht. Auf Anweisung der Polizei stoppte die Kronos, der Greenpeace-Mann ging ins Schlauchboot zurück. Ein Umweltschützer zur taz: „Wenn er heruntergefallen wär, und wir hätten ihn dann in der rauhen See aus dem Scheinwerferkegel verloren, wäre er in höchster Lebensgefahr gewesen.“

Als die Greenpeace-Gruppe in Nordenham wieder an Land ging, stellte die Wasserschutzpolizei alle Personalien fest. Die Staatsanwaltschaft in Oldenburg ermittelt gegen sie wegen Nötigung.

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