Türkische Polizei sucht grüne Spitzel

■ Türkischer Grüner sollte von der Polizei als Spitzel für Gespräche mit deutschen Kollegen angeworben werden

Türkische Polizei sucht grüne Spitzel

Türkischer Grüner sollte von der Polizei als Spitzel für

Gespräche mit deutschen Kollegen angeworben werden

Aus Istanbul Ömer Erzerem

Türkische Gesprächspartner von ausländischen Delegationen müssen damit rechnen, daß die Polizei sie zu Spitzeltätigkeit anheuert. Anderenfalls müssen sie mit Ärger und Unannehmlichkeiten rechnen. Diese Erfahrung mußte Ibrahim Eren, Initiator der türkischen „radikal -demokratischen grünen“ Partei machen, nachdem er sich mit grünen Landtagsabgeordneten aus Hamburg und Niedersachsen zu einem Gespräch in Ankara verabredet hatte. „Die Delegation rief aus Ankara an und bat um einen Gesprächstermin. Wir entschlossen uns, nach Ankara zu fahren. Bereits eine Stunde darauf hatte ich vier Zivilpolizisten in meiner Wohnung. Sie wollten wissen, wer denn diese Grünen wären, was wir besprechen wollten, welcher Organisation die angereisten Grünen angehören würden. Als sie mir rieten, sich mit ihnen zu treffen, um ihnen anschließend die gewonnenen Erkenntnisse weiterzuleiten, wurde ich unwirsch und forderte sie auf, die Wohnung zu verlassen.“

Während sich Eren und seine Freunde am nächsten Tag in Ankara mit der grünen Delegation trafen, bekamen die Istanbuler Grünen zu spüren, welche Auswirkungen Kooperationsunwilligkeit mit der Polizei hat.

Polizisten beschnüffelten in demonstrativer Offenheit das Kultur- und Kunstzentrum Neubyzans, den Treffpunkt der Istanbuler Grünen. Das Ergebnis war, daß in den Räumen konspirative Organisationszellen und eine illegal wirkende Teestube ausgehoben wurden. Wegen der konspirativen Tätigkeit und des illegalen Teeverkaufs wurde der Saal des Zentrums kurz vor einer Kunstausstellung polizeilich geschlossen und versiegelt. Die niedersächsischen Grünen berichten, daß Gespräche und Kontakte ihrer Delegation, die sich vom 23.bis 29.Mai in der Türkei aufhielt, von Polizeibeamten in Zivil beobachtet worden seien.

Ibrahim Eren wurde nach der Rückkehr aus Ankara auf die Polizeiwache in Beyoglu zitiert und zehn Stunden verhört. Die Schließung des Saals war offensichtlich ein Racheakt der Behörden. „Wir werden vor dieser Repression nicht kapitulieren“, verkündete Eren. Trotz Schließung wollen sie heute die Kunstausstellung in den nicht geschlossenen Korridoren eröffnen. Das amtliche Siegel haben sie mit einem barocken Bilderrahmen verziert. „Bildnis des Regimes“ heißt das Kunstwerk.