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CDU demonstriert gegen Kalkar

■ Christlich-demokratische Atomkraftgegner reizen Parteiführung und lokale Brüter-Freunde / Pfarrer will keine Atomkraftgegner in der Kirche / Ehemaliger Umweltminister als Hauptredner

CDU demonstriert gegen Kalkar

Christlich-demokratische Atomkraftgegner reizen

Parteiführung und lokale Brüter-Freunde / Pfarrer will keine Atomkraftgegner in der Kirche / Ehemaliger Umweltminister

als Hauptredner

Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Verkehrte Welt in Kalkar: Nicht BIs oder Grüne rufen zur tausend-und-ersten Demonstration gegen den Schnellen Brüter am Samstag um 13 Uhr vor den Toren des Sieben-Milliarden-Monstrums auf, sondern Mitglieder von CDU und CSU. Als alleiniger Veranstalter der Kundgebung am Tor mit anschließendem Schweigemarsch und ökumenischem Gottesdienst auf dem Kalkarer Marktplatz zeichnen die „Christlichen Demokraten gegen Atomkraft“ (CDAK). Als Redner werden der frühere saarländische CDU-Umweltminister, Berthold Budell, und „Report„-Chef Franz Alt („Du sollst den Kern nicht spalten“) erwartet. Josef Funk, Mitinitiator der CDU/CSU-Dissidenten-Gruppe rechnet mit „etwa 1.000 Teilnehmern aus dem CDU-Spektrum“.

Dennoch sitzen die christlichen Atomgegner mit dem Kalkar -Aufruf „zwischen allen Stühlen“, meint einer ihrer Aktivisten. Der katholische Pfarrer Hofacker im tiefschwarzen Kalkar lehnte das Ansinnen seiner Glaubensbrüder, den geplanten ökumenischen Gottesdienst in seiner Kirche abzuhalten, brüsk ab. „Sonst habe ich nachher die Grünen und alles mögliche in der Kirche“, empörte sich der Geistliche gegenüber der taz. Die CDU-dominierte Stadtverwaltung in Kalkar, immer noch stramm auf Brüter -Kurs, wollte da nicht nachstehen und versuchte - vergeblich -, die ungewöhnliche Messe vom Markt auf einen Sportplatz außerhalb der Ortschaft abzuschieben. Aber nicht nur unter Parteibrüdern und -schwestern werden die CDU-Dissidenten skeptisch beäugt. Auch Teile der altgedienten Anti-AKW -Bewegung im Bundesgebiet haben erhebliche Berührungsängste, und halten die Aktion für eine besonders subtile Spielart christ-demokratischen Stimmenfangs. In Kalkar selbst wird dieses Urteil nicht geteilt. Während sich vor Ort keine CDU -Hand für die Veranstaltung am Brüter rührt, mobilisiert die „Gegenseite“. Die örtlichen Grünen und der Brüter-Kläger und grüne Stadtrat Willibald Kunisch wollen die Demonstration „aktiv unterstützen“. Seit Tagen zieren Plakate das Stadtbild: „Wir laden ein - zur CDU-Veranstaltung am Schnellen Brüter - Die Grünen“.

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