Ein Ölturm für die Nordsee-Robben

■ Preussag AG will direkt im Naturschutzgebiet nach Öl boren / Antrag ist bereits gestellt / Geplante Bohrstelle liegt in unmittelbare Nähe von Seehund-Kolonie

Ein Ölturm für

die Nordsee-Robben

Preussag AG will direkt im Naturschutzgebiet nach Öl boren / Antrag ist bereits gestellt / Geplante Bohrstelle liegt in unmittelbare Nähe von Seehund-Kolonie

Von Manfred Kriener

Berlin (taz) - Die Preussag AG will im Wattenmeer, mitten im Naturschutzgebiet zwischen den Inselchen Neuwerk und Scharhörn, nach Öl bohren. Am 25.April hat das Unternehmen einen entsprechenden „Betriebsplanantrag für eine Aufschlußbohrung (Probebohrung) und seismische Messungen“ an das Bergamt Celle gestellt. Auf dem Höhepunkt des anhaltenden Notstandes von Nordsee und Ostsee wurde das Vorhaben gestern bekannt und inzwischen von allen Beteiligten bestätigt. Florian Liedl vom Bund Natur- und Umweltschutz sprach von einer „hemmungslosen Fortsetzung der Nordsee-Zerstörung, ungeachtet der alarmierenden Situation“. Mitten im Wattenmeer-Nationalpark, neben der Vogelinsel Trischen, fördert bereits seit Herbst letzten Jahres die Texaco ihr Öl. Gegen diese Bohrinsel laufen seit Monaten Proteststürme von Umweltschützern, die zuletzt am 28. Mai in 60 Städten Boykott-Aktionen gegen Texaco-Tankstellen organisiert haben.

Das Bergamt Celle hat nach Auskunft seines Sprechers Hans -Reinhard Illgner das Verfahren zur Prüfung des Preussag -Antrags bereits eingeleitet und dabei auch die zuständige Hamburger Naturschutzbehörde eingeschaltet. Deren Chef, Umweltsenator Kuhbier, erklärte gestern: „Wir müssen jetzt Ernstmachen mit dem Schutz der Nordsee und ihr neue Belastungen ersparen.“ Doch zu einer Absage an die Pläne der Preussag konnte sich der Hamburger Senator nicht durchringen. Die Behörde werde prüfen, die Entscheidung falle im Juli. Kuhbier räumte ein, daß das betroffene Gebiet „der wertvollste Teil des Naturschutzgebietes“ sei. Gerade hier hätten Seehunde ihren Ruheplatz. Derzeit liegen dort 30 trächtige Seehundweibchen. Kuhbier wies auf die Fortsetzung Seite 2