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Willkürliche Knüppelschläge

■ Auszüge aus Protokollen der Verletzten vom 1. und 2. Mai / Polizisten prügelten blindwütig auf Passanten ein / Verletzungen der Betroffenen mit teilweise Langzeitschäden

D O K U M E N T A T I O N Willkürliche Knüppelschläge

Auszüge aus Protokollen der Verletzten vom 1. und 2. Mai / Polizisten prügelten

blindwütig auf Passanten ein / Verletzungen der Betroffenen mit teilweise Langzeitschäden

Protokoll Michael Craffonara: In der Nacht vom 1. zum 2. Mai um ca. 23.30 Uhr wollte ich auf dem Weg zu einer Diskothek die Oranienstraße passieren. Die Polizei hatte jedoch den Heinrichplatz abgeriegelt. (...) Ich war mit dem Fahrrad unterwegs. (...) Die Polizei lief sofort knüppelschwingend los. (...) Auf der Höhe Oranienstraße 2-3 wurde mir ein Stock ins Vorderrad gestoßen. Ich stürzte zu Boden. (...) Einer der Polizisten kam sofort auf mich zugelaufen. Ich konnte nur noch meine Arme über den Kopf halten. Ich bekam dann auch schon einen schweren Schlag mit dem Knüppel auf den Rücken. Der Polizist lief weiter. (...) Meine Verletzungen: Meine Niere und meine Milz mußten in zwei schweren Operationen (eine davon achtstündig) entfernt werden. Ich war zwei Tage unter Lebensgefahr und sieben Tage auf der Intensivstation.

Protokoll Heidemarie Dornig: In der Nacht vom 1.5. zum 2.5. um ca. 24 Uhr kamen mein Freund und ich von einem Pizzaessen aus der Oranienstrße. Wir bogen in die Manteuffelstraße ein, um zum Lausitzer Platz zu gelangen. (...) Da alles von Polizisten abgesperrt war, rannten wir etliche Male im Karree. Wieder in der Manteuffel-/Ecke Waldemarstraße landeten wir vor einer Polizeikette. Ich ging friedlich zu einem von ihnen hin und fragte, ob wie durchgehen könnten. (...) Daraufhin sprang einer von den Polizisten auf mich zu und stieß mich mit seinem Kampfschild nieder. Ich fiel zu Boden. Ich hatte Schmerzen im Knie und an der linken Hand. (...) Resultat: linke Kniescheibe gebrochen mit Sehnenriß, linkes Handgelenk geprellt.

Protokoll Herbert Mondry: Ich war Gast in dem Cafe Madonna, Wiener/Ecke Ohlauer Straße. Ich hielt mich hier von ca. 23 bis 23.45 Uhr auf. (...) Plötzlich, so um 23.45 Uhr, es kann auch 24 Uhr gewesen sein, ertönten Schlaggeräusche. Ich sah in einiger Entfernung auf dem Bürgersteig fünf bis sieben Polizisten auf der Stelle trampeln und dabei mit ihren Stöcken auf ihre Plastikschilder trommeln. Das empfand ich als Bedrohung. Ich drehte mich um und wollte mich in entgegengesetzter Richtung entfernen. (...) Hier stürmte ein Polizist von links mit seinem Knüppel weit ausholend und auf meinen Kopf zielend auf mich zu. Ich riß die Arme hoch. Der schlag traf mich am Hinterkof, auf die Hand und den linken Ellenbogen. Ich schrie auf und taumelte weiter in Richtung gegenüberliegende Straßenseite. Schon nach wenigen Schritten rannte ein weiterer Polizeikämpfer wieder mit seinem Knüppel ausholend und auf meinen Kopf zielend mir entgegen. Ich ließ mich fallen. Der Schlag streifte mich deshalb nur am Rücken. (...) Die Beamten liefen weiter und ließen mich liegen. Niemand kümmerte sich um mich. Die Wucht des ersten Schlages war so groß, daß mein Daumenknochen zersplitterte. (...) Ich bin Künstler. Durch die Daumen-Handverletzung bin ich für längere Zeit nicht arbeitsfähig. Der mich behandelnde Arzt hat mir nach der letzten Untersuchung erklärt, daß er nicht ausschließen kann, daß die Funktionsfähigkeit des Daumens auf Dauer gestört sei.

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