: ÖTV ist fest in weiblicher Hand
Eklat bei der Vorstandswahl: CDU-Kandidat Constantin wurde trotz zweimaliger Intervention der Vorsitzenden Wulf-Mathies nicht gewählt / Er und andere CDU-Mitglieder unter den Delegierten wollten Beschluß zur Streichung des Paragraphen 218 aufweichen ■ Aus Hamburg Martin Kempe
Bei der Wahl zum geschäftsführenden Hauptvorstand ist es gestern auf dem elften Gewerkschaftstag der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr zu einem Eklat gekommen. Trotz zweimaliger Intervention der Vorsitzenden Monika Wulf-Mathies wurde der Kandidat Ernst-Otto Constantin nicht gewählt. Er verpaßte in zwei Wahlgängen die erforderliche Mehrheit der Delegiertenstimmen. Die gescheiterte Wahl des CDU-Kandidaten ist eine Schlappe für die Vorsitzende der zweitgrößten DGB-Gewerkschaft. Constantin scheiterte auf Grund einer Veröffentlichung der taz vom Dienstag, wonach die CDU-Mitglieder unter den Delegierten im Vorfeld des Gewerkschaftstages massiven Vorstoß zur Aufweichung der ÖTV-Beschlußlage zum Paragraphen 218 verabredet hatten. Sieben Männer wollten sich auf die Rednerliste melden, an ihrer Spitze Ernst-Otto Constantin, um gegen den Beschluß des letzten ÖTV-Kongresses vor vier Jahren in München über die Streichung des Paragraphen 218 vorzugehen. Koordiniert wurden die parteipolizeilichen Aktivitäten der CDU-Gewerkschafter über das Büro des bisherigen CDU-Vertreters im ÖTV-Hauptvorstand, Karl-Heinz Hoffmann.
Weder die Entschuldigung Hoffmanns für den unerlaubten Griff in die Portokasse der Gewerkschaft noch der zweimalige Appell der ÖTV-Vorsitzenden Wulf-Mathies konnte die Mehrheit der DelegiertInnen beirren. Im ersten Wahlgang ließen sie Constantin mit deutlicher Mehrheit von 334 zu 295 Stimmen durchfallen. In der Mittagspause versuchte der Vorstand zusammen mit den Bezirksleitern, die daraufhin ausbrechende Konfusion wieder in den Griff zu bekommen.
Man verständigte sich darauf, Constantin ein zweites Mal zur Wahl zu stellen. In getrennten Sitzungen wurden die Delegierten der Landesverbände bearbeitet, den parteipolitischen Proporz im ÖTV-Vorstand nicht durcheinanderzubringen und den Kandidaten trotz aller Empörung über die Kungelei der CDU zu wählen - ohne Erfolg: auch im zweiten Wahlgang fiel Constantin durch, wenn auch mit vier Stimmen Differenz denkbar knapp. Was den Ausschlag für dieses widerspenstige Votum der DelegiertInnen gab, ist schwer auszumachen. Fortsetzung Seite 2
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