: Albrecht sauer auf Privatradio
■ Im Zusammenhang mit der Spielbankaffäre verlangt Niedersachens Ministerpräsident Ernst Albrecht Unterlagen von seinem wichtigsten Medien-Kind, dem Privat- Radio „FFN“
Hannover (taz) - In Sachen „Spielbankaffäre“ hat Ministerpräsident Ernst Albrecht jetzt ein sogenanntes „Anwaltliches Anspruchsschreiben“ an das Privatradio „FFN“ gesandt. Von dem Sender, der das wichtigste Produkt von Albrechts einstigen Privatfunkplänen darstellt, verlangt der Ministerpräsident über seinen Rechtsvertreter, die „Herausgabe aller Unterlagen“, die das Privatradio zur Spielbankaffäre von dem Ex-CDU-Wahlkampfmanager Lazslo Maria von Rath erhalten hat.
Radio „FFN“ hatte den CDU-Wahlkampfmanager in seinem jetzigen Domizil in Florida ausfindig gemacht und auch als erstes Medium dessen Aussagen über die geplante Spielbank -Beteiligung der CDU und über dessen Rolle als Kontaktmann zur FDP bei der Albrecht-Wahl 1976 veröffentlicht.
Radio FFN will dem Ansinnen des Ministerpräsidenten allerdings nur eingeschränkt Folge leisten. Man werde Albrecht die Aussagen von Rath zur Verfügung stellen, „die wir bereits veröffentlicht haben“, sagte gestern ein Sprecher des Senders. FFN behandele den Ex-Wahlkampfmanager „wie jeden Informanten mit der nötigen Distanz aber auch mit dem nötigen Informatenschutz“. Über die bereits veröffentlichten Aussagen hinaus lägen dem Sender auch keine weiteren wesentlichen, die CDU betreffenden Informationen von Rath vor.
Nach den jüngsten Veröffentlichungen über die Rolle Raths bei der Albrecht-Wahl im Jahre 1976, bei der der Wahlkampfmanager eine Stimme aus den Reihen der Freidemokraten besorgt haben will, war der Ministerpräsident erst einmal auf Tauchstation gegangen und hatte sich am Montag für niemanden erreichbar in sein österreichisches Ferienhaus zurückgezogen. Die daheimgebliebenen niedersächsischen CDU-Spitzen berieten Montag und Dienstag intensiv über mögliche rechtliche Schritte gegen Rath, verlangte dann aber nur „eine möglichst schnelle Vernehmung“ des Ex-Wahlkampfmanagers durch den Spielbank -Untersuchungsausschuß.
J. Voges
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen