: Himmel und Hölle
Zur Ausweitung des Flugverkehrs ■ KOMMENTAR
Viel Lärm um nichts, durfte man bislang hoffen; jetzt wird uns der Lärm doch in den Ohren klingen und die Stadt zur Einflugschneise gemacht. Mit mehrmonatiger Verspätung haben die Alliierten die volle Dröhnung im Berlin-Flugverkehr genehmigt. Nur wirtschaftliche Interessen haben dabei eine Rolle gespielt. Bezeichnenderweise konnten sich die Attaches erst einigen, nachdem jede westliche Siegermacht ihren Kapitalisten ein Stück vom profitablen Kuchen gesichert hat.
Der von Politikern betörend ausgemalten Aussicht auf fallende Flugpreise für die schönsten Wochen des Jahres steht für die BerlinerInnen die triste Aussicht auf den übergroßen Rest des Jahres voller Lärm und Schmutz gegenüber. Ein Senat, der Schlagwörter und die Sucht nach griffigen Parolen zur Politik erklärt, feiert mit dem Luftkreuz wieder einen fragwürdigen Erfolg. Haben, haben, schreien eigentlich nur Kinder oder aufstrebende Entwicklungsländer, die auch noch Atomkraftwerke haben „wollen“, wenn hier schon keiner mehr davon wissen will.
Wer die Millionen leeren Flugsessel der fast verdoppelten Flugpaarungen künftig besetzen soll, ist beim Wunsch nach internationaler Drehscheibe ganz unter den Tisch gefallen. Die Auslastung der Flugzeuge liegt bereits jetzt bei knapp 50 Prozent. Das Beispiel USA zeigt, daß im zu erwartenden Konkurrenzkampf dann am Service und an der Sicherheit gespart wird. Der Appell Diepgens aus dem schallgedämpften Rathaus, bitteschön gaaanz leise Maschinen einzusetzen, wird bei insgesamt 314 zusätzlichen Flügen in der Woche zum Hohn. Da ist die Hoffnung, die neuen Flugpaare würden auf den überfüllten Flugplätzen in Wessiland nicht unterzubringen sein, schon realistischer.
Gerd Nowakowski
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