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Kein Wettstreit auf Biegen und Brechen

Bodo Schmidt, Vize-Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), zum Hochschulsport  ■ I N T E R V I E W

taz: Welchen Stellenwert mißt der DLV den deutschen Hochschulmeisterschaften der Leichtathletik bei?

Schmidt: Sie gewinnen für den DLV immer mehr an Bedeutung. Leider sind auch bei diesem Wettkampf einige unserer studierenden Spitzensportler nicht angetreten. Die Gründe liegen wohl in den lukrativen Angeboten anderer Veranstalter.

Erstmals richten der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (ADH) und die Federation Nationale du Sport Universitaire (F.N.S.U.) ihre nationalen Titelkämpfe gemeinsam aus. Wie beurteilen Sie die Chancen derartiger Veranstaltungen in der Zukunft?

Als Teil des Jubiläumsprogrammes zum 25jährigen Bestehen des Deutsch-Französischen Jugendwerkes wird dieser Wettkampf mit seinem besonderem Charakter wahrscheinlich die Ausnahme bleiben. Eine ähnlich gelagerte Veranstaltung wird frühestens in fünf Jahren wiederholt werden.

Empfehlen Sie persönlich Spitzenathleten ihres Verbandes, die im Studium stehen, die Teilnahme an derartigen Veranstaltungen?

Ja, auf jeden Fall, und zwar gerade wegen der hier herrschenden lockeren, heiteren Atmosphäre. Es wird nicht auf Biegen und Brechen gekämpft, die Aktiven stehen weniger unter Erfolgszwang. Hier können unsere Spitzenathleten einmal fernab von jeglichem Ballast ihre Leistungen demonstrieren. Hochschulmeisterschaften sind sicherlich eine sinnvolle Ergänzung zum allgemeinen Wettkampfprogramm.

Hat der DLV keine Möglichkeit, auch seinen Wettbewerben einen ähnlichen Charakter zu vermitteln?

Der DLV hat kaum noch die Chance, Wettbewerbe mit einer derartig lockeren Atmosphäre auf die Beine zu stellen. Unsere Spitzenathleten stehen im internationalen Vergleich. Die deutschen Meisterschaften sind Standortbestimmungen und Qualifikationskämpfe. Dort zählt nur der Erfolg, die Atmosphäre ist zweitrangig. Und aufgrund dieser Belastung haben viele Athleten Schwierigkeiten, ihre Bestleistungen zu erbringen. Dies ist hier leichter möglich.

Ist es nicht, gerade in bezug auf diesen positiven Charakter der Hochschulmeisterschaften, notwendig, die Koordination zwischen dem DLV und dem ADH weiter zu verbessern?

Sicherlich ja. Es kommt jedoch immer wieder vor, daß, aufgrund internationaler Verflechtungen, Länderkämpfe und Vergleiche zusätzlich berücksichtigt werden müssen. Auf dem Papier sieht das alles so einfach aus. Oftmals lassen sich Terminüberschneidungen jedoch nicht vermeiden. Ein Teil unserer Werfer und Springer konnte beispielsweise hier in Straßburg nicht starten, da zur gleichen Zeit in Birmingham ein Vergleichskampf gegen Großbritannien stattfand.

Haben an diesen ersten deutsch-französischen Hochschulmeisterschaften auch Kandidaten für die Olympischen Spiele in Seoul teilgenommen?

Heinz Weis ist im Hammerwerfen, nach seiner überragenden Serie mit zwei Würfen über 80 Meter und seiner neuen persönlichen Bestleistung von 81,26 m, sicherlich eine „Bank“ für Seoul. Auch Gabi Lesch konnte an ihre überzeugenden Leistungen im Düsseldorfer Länderkampf gegen die DDR über die 800-Meter-Distanz anknüpfen. Aber vielmehr bleibt dann auch nicht. Im Sprintbereich sind diese Meisterschaften ein Spiegelbild unserer nationalen Schwäche. Die Franzosen laufen uns über die kurzen Distanzen davon, da sieht es ganz trübe aus.

Das Interview führten Hauke Wendler und Henning Schreiber

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