piwik no script img

Rumänien schließt Grenze für Ungarn

■ Konflikt zwischen Ungarn und Rumänien eskaliert / Ungarische Touristenreisen storniert / Regierungschef Grosz hält an Staatsbesuch fest / Radio Bukarest: Nation steht hinter Ceausescu

Berlin (dpa/ap/taz) - Rumänien hat seine Grenzen für ungarische Staatsbürger geschlossen. Ein Sprecher des ungarischen Touristbüros Ibusz gab gestern in Budapest bekannt, am Grenzübergang Nagylak würden ungarische Staatsbürger zurückgeschickt, während Staatsbürger anderer Länder weiterreisen dürften. Damit hat der Konflikt zwischen den Bruderstaaten Ungarn und Rumänien eine neue Eskalationsstufe erreicht. Die ungarische Tageszeitung 'Magyar Nemzet‘ zitiert eine Frau, die ihre Mutter in Kronstadt (Brasov) besuchen wollte. „Wir wurden sehr rüde behandelt, ich wurde aus dem Zug geholt und mehrere Stunden festgehalten.“ Später gab man ihr den Paß mit dem Aufdruck „ungültig“ zurück. Mit anderen wurde sie zur Rückreise gezwungen. Das rumänische Reisebüro hat außerdem „aus technischen Gründen“ sämtliche Reisen ungarischer Touristengruppen storniert, wie Ibusz am Donnerstag bekanntgab. Trotz der Verschlechterung der Beziehungen zu Bukarest will der ungarische Partei- und Regierungschef Karoly Grosz an seinem angekündigten Staatsbesuch in Rumänien festhalten. Es wäre das erste ungarisch-rumänische Treffen seit 1977. Radio Bukarest hat gestern erstmals zu der Krise Stellung bezogen und festgestellt, die ganze Nation stünde „in der Einschätzung dieser Frage geschlossen hinter Parteichef Ceausescu“. Ungarn muß derzeit 5.OOO rumänische Flüchtlinge pro Monat aufnehmen. Im Zusammenhang mit der Hungerrevolte in Kronstadt im Oktober '87, die in dem von der Zwangs-Urbanisierung betroffenen Gebiet stattfand, wurden jetzt 7O Arbeiter verurteilt. Hunderte von Familienangehörigen von Geflüchteten schickte die rumänische Regierung zur Zwangsarbeit in Salzbergwerke.

kir

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen