Iranischer Airbus von US-Raketen abgeschossen?

■ Alle 290 Insassen vermutlich tot / Der Abschuß erfolgte in der Straße von Hormus, wo sich US-Marine-Einheiten und Iran Seegefechte geliefert hatten / Pentagon läßt Fall untersuchen

Manama/Washington (afp/dpa) - Ein nahezu voll besetzter Airbus 300 ist am Sonntag morgen in der Straße von Hormus, am Ausgang des Persisch-Arabischen Golfs ins Meer gestürzt. Das Flugzeug der Iran Air ist nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur IRNA von der US-Marine abgeschossen worden, kurz nachdem sich zwei amerikanische Marine -Einheiten in derselben Region ein Gefecht mit iranischen See- und Luftstreitkräften geliefert hatten. Unter Berufung auf einen iranischen Militärangehörigen berichtete die Agentur, daß der Airbus mit 274 Passagieren und 16 Besatzungsmitgliedern an Bord in 2.300 Meter Höhe von zwei Raketen getroffen worden sei. Ein Sprecher des US -Verteidigungsministeriums erklärte in Washington, das Pentagon untersuche augenblicklich den Flugzeugabsturz und korrigierte die zuerst gemachte Aussage, eine iranische F14 sei abgeschossen worden. Es habe keinen Sichtkontakt zu dem Flugzeug gegeben. Er bestätigte jedoch das Seegefecht, bei dem zwei iranische Schnellboote versenkt und ein Kampfflugzeug abgeschossen worden seien.

IRNA zufolge war die Maschine am Sonntag um 8.47 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit in Bandar Abbas gestartet und sollte 28 Minuten später auf dem Flughafen in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) landen. Bis zum Mittag konnten die iranischen Rettungsmannschaften die Leichen von 100 Passagieren des abgestürzten Flugzeugs aus dem Golf bergen, wie IRNA meldete. Die Maschine sei etwa 50 Kilometer südlich von Bandar Abbas bei der iranischen Insel Henqam abgestürzt. Die Taucher hätten auch Flugzeugteile aufgefischt, die bewiesen, daß der Airbus abgeschossen worden sei. Nach Angaben aus Luftfahrtkreisen waren die 274 Fluggäste zumeist Iraner. Die Nationalität der anderen Passagiere war zunächst unbekannt.

Die US-Marine hatte, wie das Fortsetzung Seite 2

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Pentagon am Nachmittag in Washington bestätigte, am Sonntag morgen im Persischen Golf zwei Schnellboote versenkt und ein drittes beschädigt. Ein Militärsprecher in Teheran behauptete, während des Seegefechtes habe sich kein iranischer Düsenjäger dieses Typs dort aufgehalten. Die Amerikaner hätten den Airbus wahrscheinlich für ein feindliches Flugzeug gehalten. Wie Pentagon-Sprecher Oberstleutnant Keith Schneider in Washington mitteilte, reagierten die USA damit auf einen Angriff des F-14 -Kampfflugzeugs auf den US-Kreuzer „Vincennes“. Ein Hubschrauber der „Vincennes“ sei in der Meerenge von Hormus um 8.10 Uhr von iranischen Schnellbooten beschossen, aber nicht getroffen worden. Daraufhin hätten die „Vincennes“ und die Fregatte „USS Elmer Montgomery“ zurückgeschossen und zwei der Boote versenkt, berichtete Schneider. Nach Angaben von IRNA schossen die iranischen Schnellboote einen US -Hubschrauber ab.

Der Pilot der verunglückten Maschine hatte wenige Minuten vor dem Absturz keine Unregelmäßigkeiten an Bord festgestellt. Wie aus einer in Paris empfangenen Meldung von Radio Teheran hervorging, hatte er sieben Minuten nach dem Start per Funk Kontakt mit dem Kontrollturm in Bandar-Abass aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt schien alles in Ordnung zu sein.

Wenige Minuten später sei die Maschine vom Radarschirm des Towers verschwunden, hieß es. Die Iran Air besitzt insgesamt sechs Maschinen des Typs „A300 B2-B4“.