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Mit dem Klingbeil ans Filet

■ Eines der letzten „Filetgrundstücke“ in der City wird gerade verplant / Baulöwe Klingbeil will Medienzentrum

Auf dem Kant-Dreieck, eines der letzten bebaubaren Filetgrundstücke der City zwischen Fasanenstraße und S-Bahn -Bogen, gegenüber dem „Theater des Westens“ soll ein „Haus der Medien und Dienste“, entstehen, wenn es nach dem Willen der Klingbeil-Gruppe geht.

Für das Kant-Dreieck läuft zur Zeit ein Bauherrenwettbewerb. Von ursprünglich 31 Interessenten sind noch sechs im Rennen, darunter auch Klingbeil, wie der Sprecher des Bausenators, Weninger, auf Anfrage mitteilte. Grundlage des Bauherrenwettbewerbs ist der 1985 nach einem Architekturwettbewerb für die Fasanenstraße empfohlene Entwurf des Architekten Kleihues. Kleihues plante ein Hochhaus in drei Varianten, von jeweils 36 Meter, 66 Meter und 90 Meter Höhe. Nachdem die höheren Versionen auch in der CDU umstritten waren, einigte man sich auf die 36-Meter -Planung für den schlanken Turm nebst einem flossenförmigen, niedrigen Anbau.

Ein internationaler Filmverlag, ein Buchverlag und eine Großbuchhandlung, eine Studiobühne, eine Finanzdienstleistungs- und eine Projektentwicklungsgesellschaft, ein Pressecenter und ein Berlin-Shop sollen nach den Klingbeil-Plänen unter anderem dort auf zwölf Geschossen PLatz finden.

Kleihues war von der Wettbewerbsjury des Architektenwettbewerbs im März '85 empfohlen worden, sein Konzept „in Verbindung mit mehreren privaten Bauinteressenten weiter zu überprüfen“, wie der Bausenator auf eine Anfrage des AL-Abgeordneten Härtig mitteilte. Klingbeil war schon damals an dem Projekt interessiert.

Dies ist nicht der erste Versuch, ein Medienzentrum an der Fasanenstaße zu bauen. Bereits 1985 plante der CDU -Abgeordnete und Landesschatzmeister der CDU, Wohlrabe, zusammen mit dem Großbauträger Otremba ein solches Zentrum neben der dortigen Synagoge, wenn auch im kleineren Maßstab. Die Planung scheiterte damals daran, daß gegen Otremba im Zusammenhang mit dem Antes-Skandal ermittelt worden war, daraufhin mochte der Charlottenburger Finanzstadtrat Wendland (SPD) das landeseigene Grundstück nicht mehr an Otremba vergeben. Die Ermittlungen wurden inzwischen eingestellt.

Wohlrabe beantwortete jetzt die Frage, ob er an dem neuen Klingbeil-Medienhaus beteiligt sei, eher sibyllinisch damit, daß „alles im Wachsen“ sei, er werde „vielleicht etwas damit zu tun“ haben. Eine Sprecherin von Otremba erklärte, man hätte das Projekt Medienhaus nicht mehr verfolgt, und sich auch nicht am Wettbewerb für das Kant-Dreieck beteiligt.

Da mehrere Senatsverwaltungen beteiligt sind, werde die Entscheidung über den Wettbewerb mindestens noch einige Wochen dauern, sagte Bausenatssprecher Weninger. Vermutungen der AL, der Bauträgerwettbewerb sei eine Farce, um die Öffentlichkeit zu täuschen, da längst klar sei, daß Klingbeil die Kleihues-Planung auf dem Dreieck verwirklichen werde, wies Weninger zurück. Es gebe weder Rechte noch Regreßansprüche Klingbeils gegenüber dem Senat.

Zwar besitze Klingbeil eines der drei Grundstücke, nämlich die Kantstraße 157, dies sei aber nicht entscheidend, da das Wettbewerbsergebnis auf dem landeseigenen Grundstück, der Kantstraße 155 verwirklicht werde. Auf der Kantstraße 157 soll ein lange geplanter, öffentlicher Platz entstehen. Die Kantstraße 156 gehöre einer Privateigentümerin, mit der der Gewinner des Wettbewerbs verhandeln müsse. Klingbeil wollte sich gestern nicht äußern.

In der Senatsbauverwaltung gibt es keine konkreten Vorstelllungen über die Nutzung des Kantdreiecks, man warte auf die Anregungen aus dem Wettbewerb. Das Bezirksamt Charlottenburg wird seinen Bebauungsplan für das Gelände erst dann festsetzen, wenn die Vorstellungen des Wettbewerbssiegers auf dem Tisch liegen. Das Hochhaus im jetzigen Bebauungsplan-Entwurf ist nur 28 Meter hoch. Auch das kritisiert die AL: die Planung muß vom Bezirk kommen, nicht von den privaten Bauherren, erklärte sie.

Eva Schweitzer

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