US-Drogenvernichter wüten in Peru

■ Eingesetzte Herbizide verseuchen das Grundwasser / Erosion durch Brandrodung

Washington (ips) - Zwischen Regierung und Umweltschützern in den USA ist es zum Streit über den Einsatz von Pflanzenvernichtungsmitteln in Peru gekommen. Dabei geht es um die Absicht Washingtons, im peruanischen Huallaga-Tal Coca-Pflanzungen mit dem Herbizid Tebuthiuron - in den USA weitlich als „Spike“ bekannt - zu besprühen. Derzeit läuft in Abstimmung mit der Regierung in Lima eine Versuchsphase, die Aufschluß über die Folgen einer möglichen Aktion bringen soll.

In einem Aufruf an die Reagan-Regierung, das umstrittene Mittel nicht zum Einsatz zu bringen, melden sieben Umweltschutzorganisationen Bedenken an, weil sich „Spike“ im Grundwasser absetze, Ackerflächen und Böden angreife sowie die Gefahr mit sich bringe, Pflanzenarten auszulöschen. Die Gruppen berufen sich dabei auch auf Regierungsdokumente, aus denen hervorgeht, daß das Mittel Anbauflächen auf eine Dauer von drei Jahren vergifte und zudem den Tod von Kleinvögeln herbeiführe. Derzeit sei noch völlig unbekannt, welche Auswirkungen der Einsatz von „Spike“ auf die Ökologie des Huallaga-Tals haben werde.

Die Beauftragte für Drogenangelegenheiten der Regierung, Ann Wrobleski, verteidigte dagegen die geplante Aktion. Bei einer Pressekonfernez in Washington stellte sie am Mittwoch fest, „Spike“ werde seit 15 Jahren in den USA eingesetzt. In Brasilien, wo das Mittel ebenfalls produziert werde, diene es als Unkrautvernichter beim Anbau von Zuckerrohr. Frau Wrobleski hob hervor, vielmehr der Coca-Anbau und die Weiterverarbeitung zu Kokain trage zur Umweltvernichtung bei.

Durch Brandrodung seien weite Landflächen der Erosion preisgegeben, Kokainhändler hätten tonnenweise chemische Gifte in die Flüsse schwemmen lassen. Damit das Huallaga-Tal wiederbelebt werde, müsse dem Drogenanbau ein Ende gemacht werden. Die sicherste Art, dieses Ziel zu erreichen, sei das Absprühen von Vernichtungsmitteln aus der Luft, unterstrich Frau Wrobleski.

Noch sei das letzte Wort über den großflächigen Einsatz von „Spike“ allerdings nicht gefallen, räumte sie ein. In den bevorstehenden drei Monaten werde gemeinsam mit peruanischen Stellen auch ein anderes Mittel getestet. Nach Darstellung der peruanischen Botschaft in Washington ist Lima gewillt, die Versuche mit dem Vernichtungsmittel fortzusetzen, sobald erste Ergebnisse früherer Tests im Landwirtschaftsministerium vorliegen.

Problematisch für den Willen der US-Regierung zum Einsatz von „Spike“ dürfte sich unterdessen eine Ankündigung der Herstellerfirma Eli Lilly Company erwiesen haben, die am 23.Mai feststellte, ein Verkauf an die Regierung in Washington komme „aus praktischen und politischen Erwägungen“ nicht in Frage. Beobachter vermuten, daß hinter dem Rückzug des Unternehmens die Sorge steht, für eventuelle Schäden bei Mensch und Natur haftbar gemacht zu werden. Zudem scheine die Firmenleitung Übergriffe der Guerillaorganisation „Leuchtender Pfad“ im Huallaga-Tal zu fürchten, die dort Drogenhändlern Schutz gewähre.