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Rein in die Datei!

■ VS-Chef Lochte beschwert sich über Datenflut

Zentralrechner hin, Megachips her: Die Sicherheitsorgane scheinen Probleme mit der von ihnen selbst fabrizierten Datenflut zu haben. Wer, so fragt sich Hamburgs Verfassungsschutz-Chef Christian Lochte, frißt sich im Rahmen der „Terror„-Fahndung noch effektiv durch die Dateien, wenn selbst ein bloßer RAF-Unterstützer, der zudem schon lange ausgestiegen ist, beim BKA noch mit einer 49 Meter langen Computerausdruck bedacht wird. Und wie, so müssen Staatsschützer wohl grübeln, fangen wir „richtige Terroristen“, wenn beim BKA 3.000 Namen und Akten angeblich aktiver „Terroristen“ lagern - von deren 11.000 Kontaktpersonen ganz abgesehen?

Zugegeben: Obwohl die Sammelwut deutscher Sicherheitsbehörden bekannt ist, lösen die von Lochte jetzt veröffentlichten, mit dem Zollstock vermessenen Computerausdruck-Fahnen Beklemmung aus. Die Information, daß unter den „Terrorismus„-Verdächtigten auch Journalisten gespeichert sind, bewirkt nicht nur schallendes Gelächter in den Redaktionen. Denn zu vielen, vor allem weniger prominenten Autoren hat die Speicherung ihres Namens in den Staatsschutz-Dateien schon Probleme beim Broterwerb bereitet.

Aber: Man sollte die Sammelwut der Datenjäger, die ihre massenhafte Existenz mit ihren Riesendateien zu rechtfertigen versuchen, mit den eigenen Waffen schlagen. Jede und jeder sollte versuchen, in die Dateien reinzukommen. Irgendwann sehen die Fahnder dann den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, das Sicherheitssystem kollabiert. Was dem Lochte sein Uhl, wäre uns dann die Nachtigall.

Axel Kintzinger

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