Nukem: „Wir fassen kein Uran mehr an“

Die Hanauer Atommutter will ihre Anteile an Alkem und RBU verkaufen / HTHR-Brennelementefertigung soll in eine neue Gesellschaft „überführt“ werden / Nukem ist dann „im engeren Sinne keine Atomfirma mehr“  ■  Von Klaus-Peter Klingelschmitt

Frankfurt (taz) - Über die Skandale der Vergangenheit wollte der neue Nukem-Geschäftsführer Breloer gestern auf der Bilanzpressekonferenz der Hanauer Atommutter nicht mehr reden, denn, so Breloer, „es geht um die Zukunft des Unternehmens“. In Zukunft will Nukem die Finger vom Brennelementegeschäft lassen und die Konzernteile abstoßen, die einer atomrechtlichen Genehmigung bedürfen. Breloer: „Wir fassen kein Uran mehr an.“ Dann sei die Firma „im engeren Sinne keine Atomfirma mehr“.

In das Geschäft mit den Brennelementen für diverse Forschungsreaktoren, das die Nukem bislang hauptsächlich betrieb, wird demnächst der französische Atomkonzern Cerca einsteigen. Die Fertigung von Brennelementen für Hochtemperaturreaktoren soll nach den Vorstellungen der Nukem-Geschäftsführung im Rahmen einer neuen Gesellschaft fortgeführt werden, an der sich „wahrscheinlich“ die Firma Siemens und der schwedische Atomkonzern ASEA-Atom, der mit dem BBC-Konzern verflochten ist, beteiligen werden. Denn die Hersteller der HTHR-Reaktoren hätten „natürlicherweise“ ein vehementes Interesse an der Fertigung von HTHR -Brennelementen. Die für den laufenden Betrieb des HTHR-300 in Hamm-Uentrop benötigten Brennelemente hat Nukem schon auf Halde liegen; zusammen mit den Brennelementen, die noch bis zum endgültigen „Leerfahren“ der Nukem-Anlage zusätzlich zusammengebaut werden können, kann der HTHR-300 angeblich bis 1991 betrieben werden.

Abstoßen will Nukem auch seine Anteile an der Plutoniumfabrik Alkem und an der Brennelementefabrik RBU. Hier verhandelt man gleichfalls mit Siemens. Völlig aufgelöst wird die Top-Skandalfirma Transnuclear. Nach Auskunft von Geschäftsführer Breloer gingen die Transportaktivitäten „in die Verantwortung einer Tochter der Bundesbahn“ über. Die Behandlung radioaktiver Abfälle soll von einer noch zu gründenden gemeinsamen Gesellschaft der AKW-Betreiber vorgenommen werden.

Die Nukem selbst will sich auf dem Gebiet der nuklearen Verfahrenstechnik einen Namen machen und in die Umwelttechnologie investieren. Vor allem sollen umsetzbare Modelle für die „konventionelle Entsorgung“ atomarer Abfälle entwickelt werden. Auf eines will die Nukem aber auf gar keinen Fall verzichten: Der einträgliche Handel mit Uran soll beibehalten werden, damit Nukem diesen „Wandel“ auch „überleben“ kann.