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Riesiger Rüstungsdeal mit Saudi-Arabien

Im Rahmen der vereinbarten Waffenlieferungen der britischen Rüstungsindustrie gehen 50 Tornado-Kampfflugzeuge sowie Hubschrauber in das Kriegsgebiet der Golf-Region / Lieferung für rund 30 Mrd. Mark / Briten stärken ihre Position als drittgrößter Waffenproduzent  ■  Aus London Rolf Paasch

Die britische Rüstungsindustrie hat mit Saudi-Arabien in der letzten Woche einen Vorvertrag zu ihrem bisher größten Waffendeal unterzeichnet. Danach sollen die Briten dem Golfstaat in den nächsten 15 Jahren 50 Tornado -Kampfflugzeuge, bis zu 80 „Black Hawk„ -Angriffshubschrauber, 60 Hawk-Trainingsflugzeuge und sechs Minensuchboote im Wert von insgesamt rund 10 Mrd. Pfund (30 Mrd. DM) liefern. Die Lieferung erfolgt im Austausch für noch festzulegende Investitionen britischer Firmen in Saudi -Arabien. Die Hinwendung des Ölscheichtums zu den Briten als ihren bevorzugten Waffenlieferanten erfolgte bereits vor zwei Jahren, als der US-Kongreß aufgrund des Widerstands der jüdischen Lobby den Verkauf von F-15-Kampffliegern sowie Stinger- und Maverick- Raketen nach Ryadh untersagte. Daraufhin hatten sich die Saudis die Raketen in China besorgt und mit den Briten im sogenannten Al Yamamah-Deal von 1986 Waffenkäufe im Wert von 5,5 Mrd. Pfund vereinbart.

Nach der am Freitag von der 'Washington Post‘ enthüllten Unterzeichnung eines „formal understanding“ zwischen London und Ryadh werden die beteiligten britischen Firmen British Aerospace, Westland Helicopters, Rolls Royce und Vesper Thorneycroft in den nächsten Wochen die konkreten Verhandlungen über die Einzelheiten des neuen Waffendeals beginnen. British Aerospace hatte die bisherigen Verhandlungen auch stellvertretend für das europäische Panavia-Konsortium geführt, das die Tornados unter Beteiligung der Bundesrepublik und Italiens baut. Ausschlaggebend für den Verhandlungserfolg gegen die französische Konkurrenz fürfte die Tatsache gewesen sein, daß British Aerospace mit den Saudis ein sogenanntes „turnkey package“ aushandeln konnte, das vom Training der Piloten über die Wartung der Flugzeuge, Hubschrauber und Minensuchboote bis hin zum Bau von zwei zusätzlichen Tornado -Landebahnen in den Wüstensand alle erforderlichen Kriegsvorbereitungen umschließt.

Vorteilhaft an dieser stellvertretenden Verhandlungsstrategie war auch, daß bundesrepublikanische Probleme mit dem Waffenexport in Krisengebiete, dazu noch an potentielle Kriegsgegner Israels, bisher kaum eine Rolle spielten. Die Briten, die mit dem Deal ihre Position als weltweit drittgrößte Waffenproduzenten stärken, sehen sich dagegen als legitime Unterstützer moderater arabischer Staaten, die als Bollwerk gegen die Ausbreitung eines arabischen Fundamentalismus dienen sollen.

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