: Altersverwirrte ins Heim
■ Grüne kritisieren Ausbau des „Fichtenhofs“ zur „geronto-psychiatrischen Einrichtung“
119 verwirrte alte BremerInnen sollen künftig im „Fichtenhof“ in Bremen-Schönebeck Unterkunft und Pflege finden. Für knapp acht Mio. Mark wird das Altenheim der „Bremer Heimstiftung“ derzeit umgebaut, in neun Wohngruppen sollen altersverwirrte Menschen aufgenommen werden, die in anderen Bremer Altersheimen nicht adäquat versorgt werden können. „Dies spricht jedoch nicht für den Bedarf an einer neuen Sondereinrichtung, sondern gegen die bisherigen Einrichtungen im Altenbereich“, kritisiert der Grüne Sozial -Experte Horst Frehe die Fichtenhof-Erweiterung.
Für die Baukosten gibt es einen Bundeszuschuß des Ministeriums für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit in Höhe von über drei Mio Mark. Die Zahlung ist allerdings davon abhängig, daß das Land Bremen Eigenmittel in gleicher Höhe beisteuert. Die Sozial-Deputation hatte daraufhin vier Mio. Mark aus Wettmitteln für den Finkenhof bewilligt. Die Bauarbeiten haben bereits begonnen.
Der zuständige Senator, Henning Scherf, ist gleichzeitig Vorstandsmitglied der „Bremer Heimstiftung“. Ihm hält der Grüne Horst Frehe jetzt vor, ge
gen seine eigenen Konzepte zu verstoßen: „Geronto -psychiatrische Einrichtungen sorgen entgegen aller Willenserklärungen für eine Aussonderung von alten Menschen. Dort soll durch die Hintertür eine billige Langzeitpsychiatrie geschaffen werden, kurz nachdem man mit großem publizistischem Aufwand die Langzeiteinrichtung Kloster Blankenburg aufgelöst hat.“
Auch innerhalb des Senats wurde inzwischen Unmut über die Entscheidung des Sozial-Ressorts geäußert. Gesundheitssenatorin Vera Rüdiger bat um eine Überarbeitung der Planung für den Finkenhof. Nach der Sommerpause soll das Projekt im Senat diskutiert werden.
„So ein Konzept macht man ja auch, um die Bundes-Zuschüsse zu werben“, erläuterte Maja Heiner, im Sozialressort für die Altenbetreuung verantwortlich, gegenüber der taz. Horst Frehe setzt dagegen auf den Ausbau ambulanter Hilfen, „damit alte Menschen auch zu Hause die geeignete Unterstützung bekommen können und nicht gegen ihren Willen aus ihrer gewohnten Umgebung heraus müssen“. Wenn dabei auf Bundesmittel verzichtet werden müsse, dann, so Frehe, sei das „hinzunehmen“.
Ase
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