PanAm will auch ab Bremen fliegen

■ Billiger als British Airways werden die Berlin-Flüge trotzdem nicht / Für Neid auf die Hamburger Verhältnisse besteht kein Anlaß: Die Billigangebote sollen nur zwei Monate lang gelten

Neidisch gucken seit der letzten Woche viele BremerInnen nach Hamburg. Dort soll ein Hin- und Rückflug nach Westberlin nur noch 99 Mark kosten. Seit sich die US -Fluggesellschaft TWA um eine Lizenz für diese Strecke bemüht, auf der bislang nur PanAm fliegt, fallen die Preise

-so scheint's. Jetzt will PanAm der British Airways Konkurrenz machen - auch in Bremen.

Der Kuchen, der in Bremen

verteilt werden kann, bestand 1987 aus 104.000 Berlin -Flügen: zwanzig Prozent mehr als noch im Jahr davor. Die Tendenz ist weiter steigend, wenn auch mit 4,6 Prozent nicht mehr so stark wie zuvor: In den ersten fünf Monaten dieses Jahres waren es 43.000 Reisende, die mit täglich fünf Flügen von British Airways nach Tegel transportiert wurden.

Sehr genau sind die PanAm-Vorstellungen über ihre Verbin

dung zwischen Bremen und Westberlin. Anträge sind bei den zuständigen alliierten Luftfahrt-Attaches schon gestellt: Zweimal täglich sollen die Flüge von Bremen losgehen. Die auf den Regionalverkehr spezialisierte Tochtergesellschaft Panam Express soll das Geschäft übernehmen, und das Fluggerät wird eine 44sitzige „De Havilland“ sein. Die Preise für die Flüge sollen trotzdem nicht unter denen der „Bri

tish Airways“ liegen - der Preiskampf von PanAm richtet sich ausschließlich gegen TWA.

Für den Bremer Neid auf die neuen Hamburger Verhältnisse besteht indes kein Anlaß - die „Einführungspreise“ auf den Strecken nach Hamburg, Stuttgart und Frankfurt sollen nur zwei Monate lang gelten. Ein genialer Werbetrick ist der Fluggesellschaft in der letzten Woche mitHilfe der Medien gelungen. Sprecher Werner Jodehl räumt ein, daß die Preise „vollkommen unwirtschaftlich“ sind und so schnell wie möglich wieder angehoben werden.

„Im Rahmen der verschärften Situation werden wir unsere politische Verpflichtung aufgeben und wirtschaftlich planen“, sagt Bernd Wietfeld, der Pressesprecher der British Airways, zur neuen Konkurrenz. Einige Strek ken, die entweder Zuschußgeschäfte waren oder zu wenig Ertrag abwarfen, werden wohl zusammengestrichen - die Rede ist von Hannover und Münster/Greven. Für Bremen gebe es jedoch „keine konkreten Pläne“, die Zahl der Flüge zu senken - ab

August wird deren Zahl sogar noch auf täglich sechs aufgestockt. Doch während der Direktor des Bremer Flughafens, Manfred Ernst, die Strecke als „lukrativ“ bezeichnet, dämpft BA-Sprecher Wietfeld: „Wenn wir etwa zwischen Birmingham und Glasgow mehr verdienen, werden wir das Angebot auf anderen Strecken einschränken. Wir brauchen den Berlin-Verkehr nicht - aber Berlin braucht uns.“

Doch marktstrategisch gelten die Berlin-Verbindungen derzeit als die wichtigsten Linien in Westeuropa. Die US -Firmen wollen sich über den Berlin-Verkehr mit Hilfe der Schleuderpreise eine gewichtige Position aufbauen, bevor ihnen 1992 möglicherweise die EG-Tür vor der Nase zugeschlagen wird. Denn nach der Etablierung des Binnenmarktes wird es für Nicht-EG-Gesellschaften sehr schwierig werden, eine europäische Lizenz zu erhalten, ohne im Gegenzug zu Zugeständnissen auf dem eigenen Markt bereit zu sein. Deshalb sind derzeit auch so kleine Kuchen wie Bremen überaus wohlschmeckend.

mc