: Laurien: Auch Kommunisten gehörten zum Widerstand
■ Sonderausstellung über katholischen Widerstand in der NS-Zeit in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand gestern eröffnet / Senatorin Laurien kritisiert abwertende Darstellung der Kommunisten in der Ausstellung / AL: Nur schöne Worte der Senatorin
Das katholische Joseph-Teusch-Werk zur Dokumentation von Verfolgung und Widerstand im katholischen Deutschland 1933 bis 1945 hat eine Sonderausstellung in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in der Staufenbergstraße eingerichtet. Gezeigt werden unter dem Titel: „Gegen den NS-Rassenmythos“ Dokumente und Fotos über die NS-Propaganda zur Verbreitung der Blut- und Bodenmythologie zusammen mit der Judenverfolgung und Reaktionen der katholischen Kirche darauf.
Ihr Initiator, Bernd Wittschier, teilt die Vorgänge in Widerstand und das „Stille Widerstehen“ von Gruppen beider Konfessionen sowie einzelner Christen ein. Die Kernaussage sei, meinte Wittschier gestern vor Journalisten, daß beide Kirchen gegen die NS-Diktatur keinen oder kaum Widerstand geleistet hätten, jedoch gegen die NS-Weltanschauung auftraten.
In der Schau sind Dokumente aus den Niederlanden zu sehen, wo öffentliche Proteste der katholischen Bischöfe gegen die Judenverfolgung dazu geführt hatten, daß alle katholischen Juden Hollands in die Vernichtungslager geschickt wurden, während das Schweigen der evangelischen Bischöfe die Rettung der jüdischen Protestanten ermöglichte.
Wittschier betonte, es solle insgesamt dargestellt werden, in welcher Weise es kirchlichen Widerstand gegeben habe, aber es dürfe nicht verschwiegen werden, daß die Kirchen zu wenig getan oder auch falsch gehandelt hätten. Auf diesen Aspekt geht die Ausstellung mit Exponaten jedoch nicht ein.
Bürgermeisterin Laurien wandte sich bei der Eröffnung gestern abend gegen im Katalog geäußerte Auffassungen, die den „freiheitlichen Widerstand“ vom kommunistischen Widerstand gegen das NS-Regime trennen wolle. Sie sagte, wer gegen Hitler aufstand, habe dies im Namen der Menschlichkeit getan.
Die AL-Fraktion bewertete die Äußerungen der Senatorin als vielversprechend, nicht zuletzt, was ihr eigenes zukünftiges Handeln anbelangt. Nicht folgen mochte die AL allerdings der Trennung, die die Senatorin an der Frage festmacht, welcher Art die Haltung „überlebender Widerstandskämpfer“ zur konkreten Demokratie ist. Es könne nicht angehen, daß eine Bewertung des Widerstands aufgrund heutiger Verhaltensweisen negativ erfolgt. So forderte die Fraktion der AL die Senatorin auf, diesen unseligen und unwürdigen Bewertungsstreit zu beenden, z.B. dadurch, daß sie den von ihr verantworteten Erlaß, Zeitzeugen der VVN nicht mehr an den Berliner Schulen sprechen zu lassen, endlich zurücknimmt.
dpa
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