: 40 Millionen für MBB-Aufsichtsrat
■ Daimler-Benz-Einstieg bei MBB keinesfalls auf Bremer Kosten / Bürgermeister Wedemeier will MBB-Aufsichtsratsmandat unbedingt behalten / Bonn: „Das entscheiden andere Leute“
Bremens Bürgermeister Klaus Wedemeier will unbedingt seinen Aufsichtsratsposten im größten bundesdeutschen Luftfahrtkonzern MBB behalten. Auf der MBB -Gesellschafterversammlung am kommenden Freitag will sich das Land Bremen die Mitsprache-Rechte des Bürgermeisters bei der MBB-Geschäftspolitik deshalb notfalls sogar 40 Millionen Mark kosten lassen. Diese Summe würde fällig, wenn Bremen auch nach der erwarteten Kapitalaufstockung des Konzerns seine 10prozentige Beteiligung bei MBB behalten will. Ohne die 40 Millionen-Investition ins Gewicht der Bremer Bürgermeisters-Stimme würde nach einer MBB -Kapitalaufstockung der Bremer Anteil auf sieben Prozent sinken - vermutlich zu wenig für ein Aufsichtsratsmandat.
In Gefahr gerät durch die Bürgermeisters-Bockigkeit im Bremer Interesse das bisherige Konzept für einen Einstieg von Daimler Benz bei MBB. Nach den Plänen von Bundeswirtschaftsminister Bangemann soll die Kapitalaufstockung die Eintrittskarte für eine 30-Prozent -Beteiligung von DB und drei Daimler-Aufsichtratsposten bei MBB bilden. Nach den Bangemann-Plänen müßte sich Bremen deshalb ebenso wie Hamburg und Bayern mit geschrumpften MBB -Anteilen begnügen.
Eine „industrielle Führerschaft“ von Daimler Benz beim hochsubventionierten MBB würde grundsätzlich zwar auch Klaus Wedemeier begrüßen. Im Interesse von 6.000 Bremer MBB -Arbeitsplätzen dürfe sie jedoch keinesfalls auf Kosten des Bremer Einflusses auf die MBB
Geschäftspolitik erkauft werden: Wedemeiers Befürchtungen „Wenn wir erstmal aus dem Aufsichtsrat raus sind, erfahre ich nicht mal mehr, wenn die Auflösung von ERNO als eigenständiger Gesellschaft mal wieder auf der Tagesordnung stehen sollte. Und wenn die erst beschlossen ist, können wir uns vom Ziel, Bremen zum bundesdeutschen Raumfahrtzentrum zu entwickeln auch bald verabschieden“.
Äußerst ungehalten zeigte sich der Bremer Bürgermeister auch über das bisherige Verfahren, in dem der DB-MBB-Deal zwischen bayerischer Staatskanzlei, Bundeswirtschaftsministerium und DB-Benz-Vorstand eingefädelt worden sei. Weder Hamburg noch Bremen seien als MBB-Anteilseigner an den Beratungen beteiligt gewesen. Wedemeier: „Wir waren da völlig draußen“.
Selbst um im Senat über das Problem diskutieren zu können, habe er auf Zeitungsmeldungen zurückgreifen müssen.
In Bonn reagierte man gestern gelassen auf die Kritik. Ein Sprecher von Wirtschaftsminister Bangemann erklärte, er könne sich zwar nicht erinnern, Herrn Wedemeier bei den Beratungen gesehen zu haben. Man habe jedoch stillschweigend vorausgesetzt, daß Bremen seine Interessen von den anwesenden Bayern mitvertreten lasse. Auch Wedemeiers -Weigerung, Bremer MBB-Anteile für den Daimler-Einstieg zu opfern, scheint man in Bonn nicht so schrecklich ernst zu nehmen: „Der Bremer Bürgermeister mag da seine Meinung haben. Wenn endgültig entschieden wird, sitzen ja neben ihm ganz andere Leute, die das entscheiden.“
K.S.
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