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Nach einer Million Toten macht Iran den Weg zur Waffenruhe am Golf frei

■ Das Regime in Teheran akzeptiert die UNO-Resolution 598, die einen sofortigen Waffenstillstand fordert / UNO-Generalsekretär bestätigt offizielle Mitteilung / Am Tag zuvor erneutes Waffenstillstandsangebot Bagdads / Teheran will die Front gleichzeitig verstärken

Teheran/Bagdad (afp) - Fast acht Jahre nach Beginn des blutigen Krieges am Golf hat Iran gestern erstmals ernsthaft die Bereitschaft zu einem Waffenstillstand gezeigt. Die iranische Regierung akzeptierte am Montag offiziell die Resolution 598 des UN-Sicherheitsrates, die Iran und Irak zu einem sofortigen Waffenstillstand auffordert. Dies geht aus einer Botschaft der Islamischen Republik Iran an UN -Generalsekretär Javier Perez de Cuellar hervor, deren Text am Montag vom amtlichen Rundfunksender „Radio Teheran“ verlesen wurde. Der UN-Generalsekretär teilte im Laufe des gestrigen Tages mit, daß Iran die Resolution des Sicherheitsrates „offiziell“ bestätigt habe und berief für den gleichen Tag eine Sitzung des Sicherheitsrates ein.. An seine Zustimmung habe Teheran „keine Bedingungen“ geknüpft, so De Cuellar. Er sei vom iranischen Staatspräsidenten Khamenei selbst unterrichtet worden. Als Grund für seinen Schritt führt Iran unter anderem ausdrücklich den Verlust von 290 Menschenleben beim Abschuß eines Airbus durch einen US-Kreuzer an.

Bisher hatte sich Teheran ständig geweigert, den Vereinten Nationen eine definitive Antwort auf die am 20.Juli 1987 von den 15 Mitgliedsstaaten des Sicherheitsrates einstimmig verabschiedete Resolution zu übermitteln. Vor der Ausrufung eines Waffenstillstands, so die Forderung Irans, müsse in der Weltöffentlichkeit klargestellt werden, wer den Krieg als Aggressor verursacht habe. Bagdad hatte die UN -Resolution innerhalb von 48 Stunden angenommen, unter dem Vorbehalt, daß der Kriegsgegner diesen Schritt gleichfalls vollziehen müsse. Die Resolution 598 verlangt neben einer sofortigen Feuerpause den unverzüglichen Rückzug der Truppen beider Seiten auf die international anerkannten Grenzen und den Beginn von Friedensgesprächen.

In einem Appell an die iranische Bevölkerung begründete das Oberkommando der Streitkräfte am Montag die Annahme der UNO -Resolution. Gleichzeitig forderten die Militärs allerdings, daß die Front auch nach Annahme der UN-Resolution weiter verstärkt und die Reorganisation der Armee fortgesetzt werden müsse. Die „iranischen Kämpfer“ werden aufgefordert, „sich weiter an die Front zu melden“ und bei der „geheiligten Verteidigung“ nicht nachzulassen. In den letzten drei Monaten hatten die iranischen Streitkräfte an der Landfront eine ganze Reihe schwerer Niederlagen hinnehmen müssen und fast sämtliche Gebiete an Irak wieder verloren, die sie in den vergangenen sechs Jahren erobert hatten. Insgesamt sind im iranisch-irakischen Krieg seit 1980 Schätzungen zufolge über eine Million Menschen gefallen, beide Länder setzten Giftgas ein, Irak bombadierte seine eigene Zivilbevölkerung, Iran machte auch 12jährige zu Kanonenfutter. 70.000 Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft.

In einer ersten offiziellen Stellungnahme aus Bagdad erklärte der Staatssekretär im irakischen Außenministerium Nisar Hamdun: „Wenn sich diese Nachricht bewahrheitet, wäre diese eine äußerst bedeutende neue Entwicklung.“ Noch am Sonntag hatte Iraks Präsident Hussein seine Bedingungen für einen Frieden bekräftigt. In einer von Rundfunk und Fernsehen übertragenen Ansprache sagte Hussein'Irak sei unter fünf Bedingungen zu einem „globalen und gerechten“ Frieden bereit. Diese seien der Rückzug der gegnerischen Truppen hinter die international anerkannten Grenzen, der Austausch der Kriegsgefangenen, die Unterzeichnung eines Friedensabkommens, Nichteinmischung in innere Belange und Bereitschaft zur Stabilität am Golf. Fortsetzung auf Seite 2

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