: Dollar-Hausse
■ McCASH FLOWS ORAKEL
Der Dollar ist offenbar nicht aufzuhalten: Nachdem die amerikanischen Außenhandelsdaten für den Monat Mai am letzten Freitag besser als erwartet ausfielen, kletterte die US-Währung gleich um vier Pfennig nach oben. Am Montag ging es weiter aufwärts, kurzzeitig übersprang der Dollar 1,89 DM um später auf 1,8881 DM zu landen - dafür wurden von der Bundesbank knapp 100 Millionen Dollar auf den Markt geworfen und auch andere Zentralbanken tätigten Stützungsverkäufe. Die bundesdeutschen Aktienbörsen reagierten auf die Hausse des Dollars nervös. Der Anstieg schlug sich nicht, wie eigentlich erwartet wurde, in kräftig steigenden Kursen vor allem für exportorientierte Unternehmen nieder, sondern hatte ein Abbröckeln der Kurse auf breiter Front zur Folge. Grund für die Sorgen am Aktienmarkt ist der anhaltende Abwertungsdruck auf die D-Mark. Die Spannungen auf dem Devisenmarkt haben die Angst vor steigenden Zinsen geschürt und auf dem Parkett rechnet man jetzt mit einem (hier schon letzte Woche prognostizierten) Anhebung des Wertpapier -Pensionssatzes durch die Bundesbank. Erst kürzlich wurde dieser Zins (zu dem sich die Kreditinstitute bei der Bundesbank liquide Mittel beschaffen können) auf 3,75% erhöht, jetzt werden vier oder gar 4,25% erwartet. Damit wäre es dann vorbei mit der Hoffnung, daß es sich derzeit nur um einen Zinsbuckel handelt, der bald wieder nach unten sinken werde - und ein streng nach oben weisendes Zinsniveau aber ist Gift für die Aktienmärkte.
Eine Begründung für den Dollar-Boom fällt den Auguren schwer, schon macht die Verschwörungstheorie die Runde, daß die Japaner, die als Reagan-Nachfolger George Bush bevorzugen, nach einer geheimen Absprache mit Amerika absichtlich nichts gegen den Dollar-Höhenflug unternähmen, da der Prestigegewinn einer starken Währung dem Republikaner im Wahlkampf zugute kommt. Andererseits ist aber auch von wilder Spekulation die Rede, die jederzeit umschlagen könne, zumal die Entschärfung des Iran-Irak-Konflikts die Dollarnachfrage aus den Krisengebieten drossele. Die Dollar -Haussiers halten dagegen, daß der aus dem Waffenstillstand resultierende höhere Ölpreis den Dollar weiter stimulieren würde. Wieder mal blickt also niemand richtig durch, und es gilt die goldene Kostolany-Regel: An der Börse ist alles möglich, sogar was logisch erscheint.
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