: Ein Vaterunser für die Sozis
■ Die SPD ist empört, daß Bonn im Handstreich die Paternoster abschafft
SPD-Sprecher Werner Kolhoff erklärte dazu gestern:
„Aufgeschreckt aus dem politischen Sommerloch wurde das Rathaus Schöneberg heute von der Meldung, daß das Bundeskabinett am Mittwoch in Bonn beschlossen hat, die Paternoster abzuschaffen. Besonders erstaunlich an dieser Nachricht ist die Tatsache, daß die „Änderungsvorschläge des Bundesrates zur Änderungsverordnung zur Aufzugsverordnung“ den Kabinettstreich offenbar ohne jeglichen Koalitionsstreit passiert haben. Mindestens hätte man erwarten könen, daß sich die bayerische Landesregierung für ausschließlich privat genutzte Paternoster, also solche, die direkt in die Dienstetagen des Landesherrn führen, stark macht.
Die Paternoster im Rathaus Schöneberg müssen erhalten bleiben. Mit keinem Beförderungsmittel sind die Höhen und Tiefen der Berliner Regierungszentrale so leicht zu erreichen. Für viele Beschäftigte sind sie beim Spurt zum vorbeilaufenden Korb und beim Absprung die einzige Möglichkeit zur sportlichen Betätigung während des Dienstes. Paternoster sind auch ein Ort der Kommunikation, denn jeder kann zu jemandem, der gerade vorbeifährt, zusteigen, ohne daß dieser sich dagegen wehren kann. Hier könnten Bündnisse entstehen und wieder zerbrechen. Unvergeßlich ist die Medienpolitische Bedeutung des Paternosters im Kieler Landeshaus, in dem geradezu symbolisch die dortigen Politiker vor den Kameras auf- und später immer öfter abwärts fuhren. Auch aus diesem Grund sollte man den Paternoster im Rathaus Schöneberg für alle Fälle beibehalten, denn man weiß ja nie. Mit einem Wort: Berlin muß sich gegen das Bonner Paternoster-Diktat wehren!“ Anm. d. Red.: Wird dies das erste Gesetz sein, dessen Übernahme die SPD im Abgeordnetenhaus ablehnt?
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