: Ruhestandslösung
■ Der Gynäkologe Professor Lemtis ist angeblich emeritiert / FU kann aufatmen
Er sei jetzt „emeritiert“, das heißt im Ruhestand, äußerte der Gynäkologe Prof.Horst Lemtis (64) am letzten Tag des Prozesses, an dem schließlich das Gericht feststellte, er habe Studentinnen sexuell belästigt. In diesem Prozeß (die taz berichtete) war eine Studentin vom Vorwurf der Verleumdung und üblen Nachrede freigesprochen worden, die Lemtis gegen sie erhoben hatte, weil sie dessen sexuelle Belästigungen öffentlich gemacht hatte. Mit seiner eiligen Versetzung in den Ruhestand wäre für die FU der peinliche „Fall Lemtis“ erst einmal „gelöst“ - vorausgesetzt, die FU betrachtet ihn weiterhin als einen Einzelfall und beschäftigt sich nicht grundsätzlich mit der Problematik der sexuellen Belästigungen. Stellungnahmen vom Präsidialamt zum Urteil und zur Behauptung Lemtis, emeritiert zu sein, waren gestern nicht zu erhalten. Auch die Zentraleinrichtung (ZE) Frauenforschung wollte mit einem Statement warten, bis die schriftliche Urteilsbegründung vorliegt. In einer ersten Einschätzung gehen die Frauen allerdings davon aus, daß sich an der ignoranten Haltung der FU-Spitze gegenüber dem Problem der sexuellen Belästigungen auch durch dieses Urteil nichts ändern wird. Ihre Hoffnung setzen sie auf die Frauenbeauftragte, die zwar beschlossen, deren Stelle aber noch nicht einmal ausgeschrieben ist. Zu den Aufgaben, die sie wahrnehmen soll, gehört auch „Anlauf- und Beratungsstelle“ in Fällen sexueller Belästigung zu sein. Sie wird Rede- und Antragsrecht in allen Gremien haben, und auch Einblick in Personalangelegenheiten wird man ihr gewähren müssen. Ob die Frauenbeauftragte sich einen solchen inhaltlichen Schwerpunkt allerdings setzen wird, ist ungewiß. Und selbst wenn sie es tut - ihre Tätigkeit nimmt sie allerfrühestens in einem Jahr auf.
Gunhild Schöller Siehe auch Seite
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