Dukakis redet - aber wie!

Demokraten feierten ihren Präsidentschaftskandidaten, ihre Partei und was es sonst noch so zu feiern gibt / Einigkeit und Hoffnung auf den „amerikanischen Traum“  ■  Aus Atlanta Stefan Schaaf

Mit der Rede des frisch nominierten Präsidentschaftskandidaten Michael Dukakis ging Donnerstag nacht der Parteitag der Demokraten zu Ende. Anschließend feierten die Delegierten ihren „Mike“, sie feierten Lloyd Bentsen, sie feierten auch Jesse Jackson, ihre Partei, ihre Hoffnungen auf die Rückkehr an die Macht und vor allem „America the Beautiful“. Es war der emotionale Schlußpunkt hinter einem viertägigen Redemarathon, in dem die Partei sich von ihrer besten und einigsten Seite zu präsentieren suchte. Einigkeit demonstrierte sie bei der Nominierung des Vizepräsidentschaftskandidaten Lloyd Bentsen. Dessen Rede kreiste vor allem um wirtschaftliche und innenpolitische Fragen und versuchte, die Ideale der Demokratischen Partei von der Bilanz der acht Reagan-Jahre abzusetzen. Die Demokraten „marschieren nicht im Gänsemarsch hinter der Ideologie der Gleichgültigkeit her“, sagte Senator Bentsen.

Dukakis erschien am Abend auf dem Podium. Minutenlanger Beifall und „Duke, Duke!„-Rufe begrüßten den Kandidaten, auf den alle gewartet hatten. „Ich wußte schon vor 16 Monaten, daß diese Kampagne ein Marathon werden würde“, sagte Dukakis zu Beginn. „Heute abend, mit dem Wind im Rücken, Freunden an unserer Seite und Mut im Herzen beginnt der Endspurt. Und wir werden diesen Wahlkampf gewinnen.“ Seine Rede betrat zumindest in einer Hinsicht Neuland. Noch nie hat wohl ein amerikanischer Präsidentschaftskandidat seine Nominierungsansprache zum Teil in spanischer Sprache gehalten. Dukakis, der fünf Sprachen beherrscht, ehrte damit den kürzlich verstorbenen Chicano-Aktivisten Willie Velasquez. Die Rede ging zu Beginn auf den Weg ein, den Dukakis als Sohn von Immigranten genommen hatte. Dukakis fühlt sich als „ein Produkt des amerikanischen Traums“ vom sozialen Aufstieg, der „sehr lebendig“ und keinesfalls „ein Privileg einiger weniger“ sei. Seine Aufgabe sehe er vor allem darin, in den Vereinigten Staaten „eine wirtschaftliche Zukunft mit guten Jobs und guten Löhnen für alle Bürger“ zu schaffen. Familien müsse geholfen werden, Dinge wie ein Haus oder eine Universitätsausbildung finanzieren zu können. „Und so wie wir Demokraten glauben, daß es für das Streben jedes Bürgers keine Beschränkungen geben dürfe, so gibt es auch für das Streben Amerikas keine Grenzen.“