: Besatzungsdogmen
■ Israel bleibt nur Gewalt oder Rückzug
Die heftigen Kämpfe in den Gassen der Altstadt von Jerusalem mögen kaum etwas an den militärischen Herrschaftsverhältnissen in dieser Stadt und im ganzen Land ändern. Doch die Steine der palästinensischen Jugendlichen haben die alte zionistische Illusion zersplittern lassen, die „Befreiung und Vereinigung“ Jerusalems im Sechstagekrieg 1967 werde inzwischen auch von den Palästinensern als Faktum anerkannt. Jeder wird zugeben müssen, daß die alte, 1967 militärisch aufgehobene sogenannte „grüne“ Grenze deutlicher als zuvor existiert. Zwar ist sie in den israelischen Schulbüchern gestrichen und hat der Karte „Groß-Israel“ Platz gemacht, die Realität aber zeigt, daß diese Grenze mitten durch Jerusalem geht.
Das historische Palästina ist heute die Heimat zweier Völker, die beide ihre gegenseitigen nationalen Rechte anerkennen müssen. Zum ersten Mal seit 1948 demonstrieren die Palästinenser ein Selbstbewußtsein und die Fähigkeit, ihre Angelegenheiten selbst zu regulieren, die in entscheidender Weise die israelische Militär-Doktrin von der „effektiven, billigen“ Besatzung ad absurdum führt. Um die Besatzung fortsetzen zu können, muß Israel zu immer brutaleren Unterdrückungsmaßnahmen greifen. Zuvor haben die Palästinenser die Kosten der eigenen Besatzung tragen müssen. Jetzt trägt die ganze israelische Gesellschaft diesen Preis. Die Intifada errichtete die „Grüne Grenze“ nicht nur als Konzept, sondern auch als militärische Wirklichkeit. Die „schleichende“ Einverleibung ist vorbei. Es bleibt nur Gewalt oder der Rückzug aus den Gebieten.
Amos Wollin
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