Brennelemente-Transfer mit Hindernissen

Das AKW Neckarwestheim kann den Probebetrieb nur aufnehmen, wenn Brennelemente pünktlich angeliefert werden / Anti-AKW-Gruppen wollen Blockaden der Brennelemente-Transporte fortsetzen  ■  Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Nach der erfolgreichen Blockade eines Brennelementetransports zum AKW Neckarwestheim am vergangenen Dienstag haben die Aktion „Strom ohne Atom“ und Anti-AKW-Gruppen aus mehreren Städten in Baden-Württemberg dazu aufgerufen, sich in den kommenden Tagen „aktiv am Widerstand gegen die letzte Inbetriebnahme eines bundesdeutschen Atomkraftwerks in diesem Jahrtausend zu beteiligen“.

Der neue 1.300-Megawatt-Block Neckarwestheim II soll nach den Plänen der Betreiber am 8.August erstmals getestet werden und Mitte September den atomaren Probebetrieb aufnehmen. Dieser Zeitplan kann jedoch nur eingehalten werden, wenn noch ausstehende Brennelement-Transporte reibungslos und ohne Behinderungen das Reaktorgelände erreichen.

Die in Aschaffenburg-Mainaschaff ansässige Spedition Schloter fährt nach Angaben von „Strom ohne Atom“ gegenwärtig täglich Brennelemente der Reaktor Brennelemente Union (RBU) von Hanau nach Neckarwestheim. Seit der „Enttarnung“ eines mit der Firmenaufschrift des Keramikproduzenten „Villeroy und Boch“ versehenen Schloter -Lkws in der vergangenen Woche wird die strahlende Fracht nun unter einer neutralen Lkw-Abdeckung und mit einer Polizeieskorte aus drei Pkws angeliefert. Die Transporter starten jeweils um 8 Uhr früh in Mainaschaff zur Brennelementeherstellerin RBU in Hanau, um dort die atomare Fracht zuzuladen. Von der RBU geht es über die Autobahn A3 bis Würzburg, dann über die A81 und A8 bis zur Abfahrt Mundelsheim. Zwischen 15.30 und 16.30 Uhr erreicht der Konvoi nach den Beobachtungen der vor Ort präsenten BI -Aktivisten Neckarwestheim.

Auf Kritik bei den Bürgerinitiativen ist insbesondere die „unzureichende Kennzeichnung und täuschende Aufmachung der Transporte“ gestoßen. Sie seien lediglich an sechs kleinen weißen Schildchen mit der Aufschrift „Radioaktiv“ und einem winzigen Radioaktivitäts-Symbol zu erkennen. Damit sei es nach einem Transportunfall „selbst für Rettungsmannschaften schwer, die Gefahr, die an so einem Unfallort besteht, sofort richtig einzuschätzen“, heißt es in einer Erklärung von „Strom ohne Atom“.

Eine Entgegnung der Neckarwestheim-Betreiber, die Strahlungsintensität der frischen Brennelemente sei vergleichbar mit der des Uranerzes im Schwarzwald, bezeichnen die AKW-Gegner ausdrücklich als „sachlich richtig“. Verschwiegen werde jedoch, daß auch von der Uranerzstrahlung unbestreitbare Gefahren ausgehen. Man werde „weiterhin gewaltfrei und phantasievoll“ den Antransport der Brennelemente zu behindern wissen.