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Pazifische Böe ins Gesicht der USA

Die Japaner protestieren gegen eine Militärbasis der Vereinigten Staaten / Das wachsende Selbstbewußtsein der asiatischen Länder unterminiert die einstige Vormachtsstellung der USA immer mehr / In vielen Ländern hat der Yen den Dollar schon verdrängt  ■  Von Simone Lenz

Berlin (taz) - Mit einer 16 Kilometer langen Menschenkette um die Luftwaffenbasis Atsugi bei Tokio haben am Sonntag rund 27.000 Japaner gegen die nächtlichen Starts und Landungen der amerikanischen Militärflugzeuge und damit auch gegen die Basis protestiert. Nach Angaben der Organisatoren hat sich auch der Generalsekretär der größten oppositionellen Partei Japans, der Sozialist Tsururo Yamaguchi, eingereiht. Seitdem die USA das asiatische Festland aufgegeben haben, bilden die Philippinen und Japan die beiden wichtigsten Außenposten für die amerikanischen Streitkräfte in Südostasien.

Hintergrund dieser und anderer Protestaktionen der jüngsten Zeit ist die Tatsache, daß die GI's nicht nur auf den Philippinen immer schlechter gelitten sind. Aus Süd-Korea und Japan weht den USA eine starke antiamerikanische Brise entgegen. Japan selbst hat sich nach 1945 den drei Prinzipien der Atomwaffenfreiheit verschrieben: a) Nichtbesitz, b) Nichtherstellung und c) Nichtzulassung von Atomwaffen. Die US-Stützpunkte sollen Japan Sicherheit im Falle eines Konflikts mit einer Nuklearmacht garantieren. Japans bisherige Gegenleistung, lediglich den „unsinkbaren Flugzeugträger“ zu verteidigen, wird jetzt entlang der stark befahrenen Seewege südlich von Taiwan bis nördlich der Philipinen auf 1.000 Seemeilen ausgedehnt. Für den Unterhalt der US-Stützpunkte hat die japanische Regierung 1986 1,5 Milliarden Dollar ausgegeben. 47.000 Mann haben die Amerikaner in Japan stationiert und das sogenannte Sympathiebudget der japanischen Regierung, das die Stationierung der amerikanischen Streitkräfte in Japan finanziert, wurde laut Verteidigungsweißbuch 1987 für das Haushaltsjahr 1988 um 9,3 Prozent gegenüber den 1987 ausgegebenen 119,83 Milliarden Yen aufgestockt. Dennoch sind die Vereinigten Staaten verärgert, daß Japan nicht mehr zur Verteidigung der westlichen Welt beiträgt und drängen Tokio, eine größere internationale Rolle zu übernehmen.

Immerhin zeigt sich Japan bereit, eine Friedenstruppe in Kampuchea zu unterhalten und sich am Wiederaufbau in Afghanistan zu beteiligen. Bislang waren die Bemühungen des Landes der aufgehenden Sonne eher darauf gerichtet, freundliche Beziehungen mit möglichst vielen Nationen, vor allem in Asien, herzustellen, nicht nur um zu versichern, daß die Welt keine „göttliche Mission“ Japans mehr zu fürchten braucht, sondern auch um die Stabilität in der Region zu fördern.

An dem wachsenden Selbstbewußtsein der asiatischen Staaten krankt heute das amerikanische Image. Noch sind die USA der wichtigste Handelspartner für die asiatischen Staaten. Um so hitziger reagieren die exportorientierten Länder der Region auf die wachsenden US-Handelsbarrieren. Gleichzeitig drängen die Sowjetunion und China auf den asiatischen Markt. Beobachter führen den fortschreitenden Anti-amerikanismus auf die Wahrnehmung der USA als einer untergehenden Wirtschaftsmacht zurück. Während das Ansehen Japans als eine ökonomisch prosperierende Nation in Asien wächst, hat der Yen den Dollar als Hartwährung in vielen Ländern verdrängt. Singapurs Premierminister Lee Kuan Yew brachte dies zum Ausdruck, als er sich am 1.Juni über die Einmischung der USA in innere Angelegenheiten beschwerte. Er listete die vier Großmächte im Pazifiik in der Reihenfolge ihrer Beliebtheit auf. Es führen noch die Vereinigten Staaten vor Japan, China und der Sowjetunion. Er vergaß dabei aber nicht zu betonen, daß die ökonomische und militärische Macht der USA im Vergleich zu den anderen sich auf dem absteigenden Ast befände.

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