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STEINE WEICHEN NICHT

■ Jazz-Musiker üben auf der Wasserlinie

Man ist ja durchaus froh, wenn Künstler über ihren Tellerrand hinausschauen und sich gegenseitig befruchten lassen. Und in dem unvermeidlichen Europäischen Jahr darf nicht nur versucht werden, grenzüberschreitend eine Trennung zu beseitigen, wir stellen vielmehr fest, daß nicht wie früher „Jazz und Lyrik“, „Rock und Kirche“ oder dergleichen, sondern „Jazz und Bildhauer“ so tun, als ob es eine Verbindung oder doch wenigstens Auseinandersetzung der einen mit den anderen gäbe.

Ort der Handlung war seit vergangenem Dienstag das „Haus am Waldsee“, in dem zwei Bildhauer und vier Bildhauerinnen nicht nur Skizzen dessen zeigen, was sie im Strandbad Wannsee zu verwirklichen suchen, sondern auch diverse Stücke präsentieren, die für sich allein sprechen über den jeweiligen Bildhauerstand derselben.

Angekündigt waren die sieben Musiker so: „Öffentliche Arbeitsphasen der Musiker zwischen 10 und 18 Uhr, keine festen Zeiten“. Doch morgens um 11.30 Uhr hieß es nur, die sieben kämen erst um 13 Uhr. Dann käme auch das Fernsehen.

Zeit genug im Haus am Waldsee, Skulpturen zu befassen, denn das ist unter anderem das Schöne in einem Haus wie diesem. Man ist verführt zu berühren. Man kann jemandem über den Kopf streicheln wie der „Holzfigur“ von Isolde Haug, dem „Kopf“ aus Carrara Marmor derselben Künstlerin und möchte blind sein. Oder lieber doch nicht, müßte man dann doch immer jemanden dabei haben, der für einen die Schildchen liest, auf denen neben dem Künstler/der Künstlerin der Titel des Machwerks steht. Ohne diesen Hinweis wäre man wahrscheinlich verloren. Zwar könnte man mit großem Abstraktionsvermögen vielleicht noch erraten, daß auch Claudia Amman einen Kopf aus Sienit gehauen hat, aber spätestens bei den Arbeiten von Makoto Fujiwara stünde man auf verlorenem Posten. Seine Arbeiten, die ihren Platz in der freien Landschaft haben, sind am ehesten unter der Frage zu beantworten: „Was macht Mutter Natur mit Klötzen, hätte sie Hände?“

Peter Paszkiewicz hingegen scheint die Steine, die er bearbeitet, so lange glatt zu schleifen, bis sie ihm ihr Prinzip öffnen. Und wenn er es gefunden hat, hebt er es auf einen ihm entsprechenden Sockel wie beim „Keil“ aus Diabas (schwedischer schwarzer Granit) auf eine Trage aus Holz, die in ihrer Vollkommenheit einlädt, zuzupacken, um den Keil in die Wälder zu tragen. Aber nur im Prinzip.

Janez Lenassi wiederum hat Zeit seines Lebens nur ein Thema, das er beständig weiterentwickelt bzw. modelliert. Trug 1961 eine Arbeit den Titel „Paar“, das sich beschäftigte mit der Vereinigung von eckigen und runden Formen, so ist er über den „Meditationsstein“ von 1966/67, die Familie von 1976 angelangt bei „Zusammen“, dem ewigen Yin und Yang, dem männlichen und weiblichen, den zwei Seiten derselben Medaille.

Michael Schönholz hat sich am weitesten von seinen Ursprüngen entfernt, zeigt er doch nun ein zwölfteiliges „Kleines Waldmärchen“, und wenn man genug Zeit und Laune mitbringt, sieht man vielleicht zwei bis drei Elfen auf dem Marmor, wie sie sich ausschütten vor Lachen.

Wie unsere Musiker in weiteren Sessions dies verstanden haben, wage ich nicht zu fragen, aber nebenan ist das Ergebnis zu lesen, wie schwer es ist, wenn sich Musiker einen Reim machen auf Steine, die von BildhauerInnen weichgeklopft worden sind.

Qpferdach

Haus am Waldsee, Argentinische Allee 30, zwischen U-Bahnhof Krumme Lanke und S-Bahnhof Mexiko-Platz, bis zum 7. August, Di-So 10-18 Uhr

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