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Richtig lesen - anstatt fragen-betr.: "Das verschwundene Buch", taz vom 15.7.88

betr. „Das verschwundene Buch“, taz v. 15.7.88

Der oben angeführte Artikel ist ärgerlich, weil er mit Unterstellungen arbeitet. Der Piper Verlag hat sich für das Ostberlin-Buch von Rathenow und Hauswald außerordentlich eingesetzt, hat den Erscheinungstermin gehalten, obwohl die Autoren dreimal ihre Manuskriptablieferungstermine überzogen, hat 400 Presseexemplare verschickt, hat Buchhandelsveranstaltungen und Ausstellungen organisiert.

Trotz dieser Aktivitäten war bald abzusehen, daß über die Erstauflage von 3.600 Exemplaren hinaus ein nennenswerter Bedarf nicht gegeben ist. Weder den Autoren noch dem Verlag kann es freilich Nutzen bringen, ein Lagerhaus mit unverkäuflichen Büchern anzufüllen. Dies war der einzige Grund, weshalb eine zweite Auflage unterblieb. Die geheimnisvollen Fragen, die Herr Kleinheim stellt, hätte er sich bei einem Blick in das Gesamtverzeichnis der bei Piper lieferbaren Titel ohne wildwuchernde Vermutungen selbst beantworten können.

Wie sollen bei einem Programm von ca. 1000 lieferbaren Titeln die paar Aufbau-Lizenzen (wenn es 10 sind, sind es viel) zu einer „Erpressbarkeit“ des Verlages führen? Ganz zu schweigen von der programmatischen Richtung des Verlages, der sich noch nie darum bekümmert hat, ob er den DDR-Oberen gefällt oder nicht, siehe beispielsweise die im Piper Verlag erschienenen Bücher von Robert Havemann oder den jüngst erschienenen Novellen-Band von Uwe Saeger, der in der DDR nicht erscheinen dufte.

Unserem Hause „programmeinschränkende Vorsicht“ zu unterstellen, ist einfach absurd. (...)

Dr. Ralf-Peter Märtin, Verlagsleiter, Piper-Verlag München

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