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Deutsch-türkisches Kabel-TV

Auf der „Weltkonferenz für soziale Wohlfahrt“ in Berlin stellte sich das erste türkisch-deutsche Kabelfernsehen vor / Trotz kleinem Etat sendet „TD1“ mit dem Ziel der sozialen Integration  ■  Aus Berlin Elisa Klapheck

International wie die „24.Weltkonferenz für Soziale Wohlfahrt“ wollte sich Gastgeber Berlin präsentieren. Am Rande der Vorträge und Diskussionen im ICC zu sozialen Fragen fand ein Markt der sozialen Möglichkeiten statt, auf dem neben etwa 30 Berliner Selbsthilfeprojekten die Ausländerbeauftragte Barbara John als Beweis für die Aufgeschlossenheit und die Toleranz der Stadt mehrere ausländische Gruppen vorstellte. Dazu gehörten beispielsweise das Vietnam-Haus, die Internationale Autorengruppe oder die Beratungs- und Kontaktstelle für türkische Frauen „BACIM“. Das Ganze war ein Flop, denn in die versteckte Ecke hinter einer Säule verlief sich in dem Riesengebäude keine der aus der ganzen Welt herangereisten KonferenzteilnehmerInnen. Gegen den Geräuschpegel der Lautsprecheransagen und Videofilme über Selbsthilfeprojekte, etwa für Drogensüchtige, mußte sich der Geschäftsführer des in Deutschland einmaligen, seit 1985 sendenden türkischen Kabelfernsehens TD 1 behaupten. Vor den Stellwänden mit den Plakaten aus dem Büro der Ausländerbeauftragten „Miteinander Leben“ berichtete Özcakir von den Schwierigkeiten des Fernsehens, in dieser Stadt zu überleben. Das Programm werde ausschließlich durch Werbung finanziert. 80 Prozent der Reklame sei von Berliner türkischen Geschäftsleuten. Die Werbeerträge reichten jedoch für ein niveauvolles Programm nicht aus. Wegen der finanziellen Probleme werden täglich nur zehn der erlaubten 20 Sendestunden genutzt. Anfangs begnügte man sich sogar nur mit zwei Stunden. Aus Mangel an finanziellen Mitteln stammen nur 30 Prozent des Programms aus Eigenbeiträgen. Der Rest werde zu „symbolischen Beträgen“ vom Fernsehen in der Türkei gekauft. „Wir wollen auf 50 Prozent Eigenbeiträge kommen“, sagt Geschäftsführer Özcakir.

Der Sender hat nach eigenen Angaben 90.000 türkische Zuschauer. Sein erstes Ziel lautet Integration. Interessanterweise verzeichnet TD 1 auch 70.000 deutsche Zuschauer. Das liege an den deutschsprachigen Sendungen, die täglich etwa eine Stunde dauerten. Das „TD“ steht für „deutsch-türkisch“, erläutert Özcakir. Soziale Integration bedeute auch, „die deutsche Bevölkerung an die Kultur- und Lebenswelt der Türken heranzuführen“. Zu den Veranstaltungen der Berliner Ausländerbeauftragten war auch eine Redakteurin der jugoslawischen Abteilung des SFB erschienen. Die Redaktion habe ihr Programm in 15 Jahren von zehn Minuten auf eine halbe Stunde täglich erweitert, berichtet sie. Eine halbe Stunde sei viel zu wenig, vor allem wenn man auch ab und zu Musik spielen wolle. Unsere Sendungen gelten als Beitrag, insbesondere für Jugendliche, damit sie ihre kulturelle Identität nicht verlieren“, sagt die Redakteurin Bulthaupt. Die Sendungen umfassen lokale Berichterstattung und besondere Aspekte für Ausländer sowie Nachrichten aus Jugoslawien.

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