: Trübe Unterwasser-Deals-betr.: "Deutsche U-Boote für Israel", taz vom 28.7.88
betr. „Deutsche U-Boote für Israel“, taz v. 28.7.88
(...) Euer Artikel ist recht vorsichtig, was die Parallelen zum Kieler U-Boot Skandal betrifft. Einige Zusammenhänge sollten aber doch betont werden, um ein Licht auf die Praktiken des internationalen Waffenbusiness zu werfen.
1. Das Rüstungsdreieck BRD (Frankreich) - Israel Südafrika ist auf dem Gebiet der Marinerüstung nicht neu. 1968/69 baute die renommierte Werft Lürssen in Bremen -Vegesack 12 moderne Raktenschnellboote formell im Auftrag französischer Firmen für Israel. Bekannt wurde der Fall durch die spektakuläre „Entführung“ der letzten fünf Schiffe Weihnachten 1969 aus Cherbourg, als die französische Regierung das Geschäft auf internationalen Druck erstmal stoppte. Inzwischen hat auch Südafrika leicht modifizierte Schnellboote gleichen Typs, gebaut in israelischer Lizenz.
2. Daß das U-Boot-Geschäft so schwer aufzuklären ist, liegt an den unklaren Rahmenbedingungen. Es sieht ganz so aus, als ob das U-Boot-Geschäft mit Südafrika nur eines in einem Paket verschiedener, miteinander verflochtener Geschäfte wwar. Wie erklärt sich sonst, daß Südafrika weiterzahlte, nachdem der Handel aufflog, und warum wollen die Kieler Werft HDW und das Konstruktionsbüro Gabler (IKL) denn nun die inzwischen 44,6 Mio. DM an die Rassisten zurücküberweisen? Wie erklärt sich die Kündigung des Neubauauftrages von vier Handelsschiffen für Südafrika nach dem Scheitern des U-Boot-Geschäfts, und wie kommt es, daß HDW (wie man hier an der Küste hört) nun drei ähnliche Handelsschiffe für Israel bauen wird?
3. Die Vorbereitungen zum Lizenzbau von U-Booten in Südafrika gehen weiter. Das entsprechende U-Boot Mutterschiff „SAS Drakensberg“ wurde mit Plänen, Materiallieferungen und Personalhilfe der Kieler HDE gebaut. Die Werft Sandock Austral in Durban ist auch für den U-Boot -Bau vorgesehen. Bleibt zu fragen, ob die Beteiligung der Thyssen-Gruppe dieser Schnellboots- und Panzerproduktionsstaätte immer noch 17,4% beträgt.
4. Die Oberfinanzdirektion stellte im Januar 1988 die Ermittlungen gegen HDW und IKL ein, weil die Pläne angeblich zum Lizenzbau nicht ausreichten. Wie nun, wenn HDW an Israel genauso legal unvollständige Pläne liefert, die fehlende andere Hälfte vielleicht? Zugegeben, eine Spekulation. Stutzig macht nur, daß im Zusammenhang mit dem Israel -Geschäft nicht mehr von U-Booten der Klasse 209 die Rede ist, sondern von einer Neukonstruktion. Das wäre ja auch der Fall, wenn anstelle von EG-Elektronik nun USA-Elektronik eingebaut werden sollte. (...)
Georg F. Gerchen, Schalkholz
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