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Versagen

■ Zum Airbus-Abschuß durch USA

Der jetzt bekanntgewordene Untersuchungsbericht amerikanischer Ermittler über den Abschuß des iranischen Airbus durch das Kriegsschiff „Vincennes“ ist für US -Regierung und Pentagon in jeder Beziehung verheerend. Zum ersten bleibt von den anfangs aufgestellten Schutzbehauptungen absolut nichts übrig. Die Computeraufzeichnungen der Vincennes belegen vielmehr offenbar eindeutig, daß es sich um ein langsam im Steigflug befindendes Flugobjekt gehandelt hat, das mit einem angreifenden Kampfflugzeug überhaupt nicht zu verwechseln war. Damit ist das Schuldeingeständnis klar.

Aber: um so schärfer stellt sich nun die Frage, wie es zu dem für 290 Zivilisten tödlichen Abschuß kommen konnte. Der Bericht benutzt dafür die Formel „menschliches Versagen“, ohne genauer zu präzisieren wer damit gemeint ist. Erschreckend sind jedoch die Analogien zwischen den vorgebrachten Entschuldigungen und den Szenarien, die den Auslöser eines ungewollten atomaren Infernos beschreiben.

Hohe seelische Belastung, Spannungssituation und mangelnde Erfahrung in vergleichbaren Situationen sind exakt das Szenario, in dem der militärische Apparat sich im Zweifelsfall befindet. Insofern geht der Schrecken über den Abschuß weit über das konkrete Ereignis hinaus. Der Abschuß verdeutlicht in aller Brutalität die den militärischen Apparaten innewohnende Logik, im Zweifel immer auf den Knopf zu drücken. Schon deshalb wird dieses angebliche Versagen auch ohne Konsequenzen bleiben.

Jürgen Gottschlich

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