: „Eine Bank ist ein Finanzinstrument“
Thorsten Martin von der Ökobank in Frankfurt zur Kritik aus der Alternativszene ■ I N T E R V I E W
taz: Den Vorwürfen Eurer Kritiker zufolge geht ihr mit der Ökobank-Basis wie die „Axt im Walde“ um. Wollt Ihr den Ökobank-Verein tatsächlich loswerden?
Thorsten Martin: Es ist schon Interesse der Bank, daß es neben der Bank diesen Ökobank-Verein gibt, der ein politisches Gremium ist und in dem einfach das gemacht wird, was eine Bank nicht leisten kann. Eine Bank ist ein Finanzinstrument, das funktionieren muß. Eine politische Diskussion direkt in die Bank hinein zu verlagern, würde diese sprengen. Deshalb die Trennung. Unser Interesse ist es, einen Ökobank-Verein zu haben, der die Bank kritisch begleitet und der Wirtschaftskonzepte entwickelt - auf der Grundlage der Theorien von alternativer Ökonomie.
Die Zusammmenarbeit zwischen Bank und Ökobank-Verrein soll also über eine lockere Verbindung nicht hinausgehen?
Das kommt darauf an. Wenn du dir unseren Aufsichtsrat anschaust, wirst du sehen, daß in diesem Aufsichtsrat zahlreiche Personen aus dem Ökobank-Verein und aus Projekten sitzen. Und dieser Aufsichtsrat kontrolliert ja die Bank. Von daher ist die Verbindung Ökobank und Basis sehr intensiv. Da sitzen ja keine Leute, die unkritisch die Bank begleiten. Wir haben uns auch nie der Illusion hingegeben, daß ein solches Projekt wie eine Bank unkritisch kommentiert werden würde. Ich finde es gut, daß diese Konflikte jetzt hochkochen, denn dann scheiden sich auch die Geister.
Einige Ökobank-Kritiker werfen euch vor, daß ihr das Regionalisierungskonzept nicht ernsthaft weiterverfolgen würdet. Alles soll sich angeblich jetzt auf das Rhein-Main -Gebiet konzentrieren?
Wir haben uns eine Riesenarbeit mit der Sammlung der Regionalisierungsbestrebungen gemacht. Sämtliche eingegangenen Unterlagen und Anträge auf Einrichtung von Filialen wurden und werden von uns sorgfältig geprüft. Einer von uns ist ständig damit beschäftigt, hier die Verbindung zu halten, damit das ganze nicht einschläft. Und wenn diese Initiativen alle arbeitsfähig sind, dann sollen die natürlich auch Sitz und Stimme im Aufsichtsrat bekommen. Wir streben nach wie vor eine bundesweite Universalbanktätigkeit an. Und wir werden, sobald es geht, dort Zweigstellen eröffnen, wo die entsprechenden Strukturen vorhanden sind.
Wo wird das sein?
Das ist schwer zu sagen. Die Münchener machen hier eine gute Arbeit; die haben auch die Leute mit dem notwendigen know how. Das gilt auch für Nürnberg. Da gibt es ja schon die „Ökofinanz“. Die Leute sind im Aufsichtsrat und machen ja auch schon konkrete Arbeit.
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